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Reinhard Marx.

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Porträt: Reinhard Marx: Das Kardinal

Am 20. November soll der 57-jährige bayerische Oberhirte Marx zum Kardinal erhoben werden, gab Papst Benedikt nach der Generalaudienz im Vatikan bekannt.

Das Kapital“ nannte er sein Buch, wie sein großer Namensvetter. Und ganz so wie Karl Marx kritisiert auch Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, das weltweite Wirtschaftssystem. „Wir wollen keinen freien, wilden Kapitalismus, sondern eine weltweite Marktwirtschaft, die in Regeln eingeordnet ist“, forderte Marx beim Ökumenischen Kirchentag in München.

Nun hat der Theologe, der 2008 schon Favorit für die Nachfolge von Karl Kardinal Lehmann als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war, einen neuen Höhepunkt der Macht erreicht: Am 20. November soll der 57-jährige bayerische Oberhirte zum Kardinal erhoben werden, gab Papst Benedikt XVI. gestern nach der Generalaudienz im Vatikan bekannt. Damit gehört Marx zu jenem exklusiven Kreis katholischer Geistlicher, der das nächste katholische Kirchenoberhaupt zu wählen hat. Im Gegensatz zum 81-jährigen Walter Brandmüller, dem früheren Oberhaupt des päpstlichen Rates für die Geschichtswissenschaften. Ihn ernannte Benedikt gestern zwar ebenfalls zum Kardinal – doch die Altersgrenze für die Teilnahme an einer Papstwahl liegt bei 80 Jahren. Künftig können sich jedenfalls beide Theologen mit dem scharlachroten Hut der Kardinäle schmücken, der für Marx vor allem ein Symbol der Treue zum Papst ist: „Die Einheit mit dem Heiligen Vater gehört zur Substanz des katholischen Glaubens“, sagte Marx gestern in München. „Ein Kardinal hat das in besonderer Weise zu leben und zu glauben.“

Wer dagegen mit der Kirche bricht, bekommt den Zorn des Erzbischofs zu spüren: Als der katholische Priester Gotthold Hasenhüttl am Rande des Ökumenischen Kirchentags 2003 in der Berliner Gethsemanekirche auch Protestanten zur katholischen Eucharistie einlud, suspendierte ihn Marx, damals noch Bischof von Trier, vom Priesteramt und entzog ihm die kirchliche Lehrerlaubnis. Direkt, hart und schonungslos trat Marx auch im Skandal um den sexuellen Missbrauch auf: Den Abt des besonders betroffenen Klosters Ettal drängte er aus seinem Amt, und als der Augsburger Skandalbischof Walter Mixa im Frühjahr zurücktreten musste, war Marx zuvor in Rom beim Papst gewesen. Der Ruf des Aufklärers eilt Reinhard Marx seitdem voraus – doch vor allem konservative Katholiken nehmen ihm dieses Vorgehen bis heute übel. Da zeigt die Kardinalserhebung, dass Reinhard Marx auch weiterhin die Gunst des Papstes genießt. Benjamin Lassiwe

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