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Porträt Rick Perry: „Ich brauche manchmal etwas Anlauf“

Das Timing ist perfekt. In nur acht Tagen ist Rick Perry vom Status eines – wichtigen – Provinzgouverneurs zum Mitfavoriten für die Präsidentenwahl 2012 aufgestiegen.

Das Timing ist perfekt. In nur acht Tagen ist Rick Perry vom Status eines – wichtigen – Provinzgouverneurs zum Mitfavoriten für die Präsidentenwahl 2012 aufgestiegen. Als potenzieller Bewerber galt der 61-Jährige schon lange, aber aus den frühen Hahnenkämpfen hat er sich klug herausgehalten. Das bisherige Kandidatenfeld der Republikaner löste wenig Begeisterung aus. Es fehlte eine Figur, die dreierlei vereint: Regierungserfahrung als Gouverneur, ein solides konservatives Image und Durchsetzungsfähigkeit.

Perry kann leutselig, aber notfalls hart mit Gegnern sein. Das fehlte Tim Pawlenty, der das Rennen nach schlechtem Abschneiden bei der Straw Poll in Iowa aufgab; auch Mitt Romney, der Anführer der Umfragen, weckt da Zweifel. Perry gilt als überzeugter Christ, klingt dabei aber nicht so fanatisch wie Michele Bachmann. Er darf Wirtschaftskompetenz reklamieren wie Romney, weil Texas in seinen zehneinhalb Jahren als Gouverneur mehr Wachstum und neue Jobs generiert hat als die übrigen USA, auch in der Finanzkrise.

Als er am Sonntag vor acht Tagen zum Gebet für Amerikas Zukunft ins Stadion von Houston einlud, kamen 25 000: deutlich mehr als zur Straw Poll in Iowa. Am Samstag hat er seine Kandidatur erklärt – das war eine Frechheit, weil er den Parteifreunden, die in Iowa um die Basis warben, die Show stahl. Aber das Kalkül ging auf. Perry ist in den Umfragen blitzschnell auf Platz zwei gerückt, hinter Romney und vor Bachmann. Bald könnte er ganz vorne stehen, weil er deren Stärken vereint, ohne ihre Schwächen zu haben.

Zwei Fragezeichen bleiben: Wie kommt er bei den nicht parteigebundenen Wählern an? Sie werden entscheiden, ob Obama eine zweite Amtszeit bekommt oder durch einen Republikaner abgelöst wird. Und wie viele Bürger außerhalb seiner Heimat sind so wenige Jahre nach Bush schon wieder bereit für einen Texaner im Weißen Haus mit dem typischen Dialekt, der sich von der Sprache der Nordstaaten hörbar unterscheidet?

Perry ist freilich kein zweiter Bush. Er stammt aus einem Dorf in Nordwesttexas, nicht aus einer Millionärsfamilie der Ostküstenelite. Der Vater war Rancher und Kreisvorsitzender. Nach mehreren Jahren als Pilot der Luftwaffe, unter anderem in Deutschland, ging Perry in die Landespolitik, zunächst als Demokrat. 1989 wechselte er zu den Republikanern. Das passte zu seinen Überzeugungen und bot bessere Aufstiegschancen. Christoph von Marschall

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