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PORTRÄT ROBERT ZOELLICK NÄCHSTER WELTBANKPRÄSIDENT:: „Wir müssen wachsam sein und stark“

Die Chinesen können mit ihm. Bob Zoellick hat in den Handelsgesprächen mit Peking Fingerspitzengefühl bewiesen.

Die Chinesen können mit ihm. Bob Zoellick hat in den Handelsgesprächen mit Peking Fingerspitzengefühl bewiesen. Afrikaner und Menschenrechtsgruppen loben: Er sei eine der Haupttriebkräfte für eine Intervention gegen das Massenmorden in Darfur. Die Europäer kennen ihn als ausgewiesenen Atlantiker, der mit Verbündeten redet. Und die Deutschen werden seine hilfreiche Rolle bei der Einheit erinnern.

Aber reicht das alles, um seine Wahl zum neuen Weltbankpräsidenten zu garantieren? Am Ende ist auch Zoellick ein „Bushie“, ein Mitglied der Regierung, die den Irakkrieg anzettelte – und das war entscheidend dafür, dass Vorgänger Paul Wolfowitz über die Gehaltsaffäre um seine Freundin Shaha Riza stürzte. Wer sucht, wird auch Zoellick-Zitate für den Angriff auf Saddams Irak finden: In der Sprache George W. Bushs nannte er Amerikas Gegner „das Böse in der Welt“. Er gehörte den legendären „Vulcans“ an, die 2000 eine härtere, republikanische Außenpolitik entwarfen.

Für das Weiße Haus ist Zoellick der ideale Kompromiss, um die ungeschriebene Regel zu retten, wonach stets ein Amerikaner die Weltbank führt und ein Europäer den Internationalen Währungsfonds. Zoellick ist der Welt vermittelbar als umgänglicher, offener und gut informierter Mann. Aber er ist auch ein loyaler Parteigänger, der hart für die Interessen der USA kämpft. Loyal jedenfalls, solange er offene Bahn für seinen Ehrgeiz findet. Der schlaksig-lange 53-Jährige mit der altmodischen Scheiteltolle ist ein schneller Denker, der die Umgebung bisweilen seine intellektuelle Überlegenheit spüren lässt. Er kann ungeduldig werden. Als Vizeaußenminister unter Condoleezza Rice 2005/06 fand er nicht genügend Aktionsradius, Handelsbeauftragter war er bereits in Bushs erster Amtsperiode gewesen, so wechselte er vor einem knappen Jahr zur Investmentbank Goldman Sachs.

Zoellick stammt aus einem jüdischen Elternhaus, wuchs in Illinois auf, promovierte an der Harvard Law School, arbeitete in den 80er Jahren im Finanzministerium und wurde zu einem engen Mitarbeiter des Finanz- und späteren Außenministers James Baker. Bushs Vater machte ihn zum stellvertretenden Stabschef im Weißen Haus und persönlichen G-7-Beauftragten. Die Clinton-Jahre verbrachte Zoellick in der freien Wirtschaft und lehrte an Universitäten. Seit langem ist er ein Freund des Aspen-Instituts Berlin.

Christoph von Marschall

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