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PORTRÄT SAMAK SUNDARAVEJ THAILÄNDISCHER PREMIER:: „Ich werde nicht zurücktreten“

Seine Gegner werfen ihm vor, Freunden Posten zuzuschachern und sich bei der Vergabe von Staatsaufträgen zu bereichern. Er sei eine Marionette des befreundeten Ex-Premiers Thaksin, der jüngst wegen Korruptionsanklagen ins Exil flüchtete.

„Ich habe mich bereit erklärt, Verantwortung zu übernehmen. Mir ist egal, wenn die Leute glauben, Thaksin habe mich nominiert“, meint dagegen Samak Sundaravej.

Seit Tagen steht Thailands Premier unter Druck der Opposition. Nach Ausschreitungen verhängte er den Notstand über Bangkok; ab sofort ist das Militär mit für die Sicherheit zuständig. Soldaten dürfen festnehmen, wen sie wollen. Versammlungen von mehr als fünf Personen sind verboten. Aber das stört die Demonstranten nicht, die den Regierungspalast im Norden Bangkoks belagern. Sie sind seit zehn Tagen dort und blieben – Notstand hin oder her – auch gestern. Sie wollen bleiben, bis Samak zurückgetreten ist. Aus den Streiks, zu denen Samaks Gegner aufgerufen hatten, wurde bislang nichts. Das ist eine gute Nachricht für den Premier. Gut möglich, dass er die Krise übersteht.

Samak, 73, ist ein bulliger Polit- Haudegen, ein Dickkopf, der sich so schnell nicht unterkriegen lässt. Er hat 40 Jahre Erfahrung in Thailands korrupten Polittheater. Zehn Mal wurde er Parlamentarier, fünf Mal Minister, drei Mal Vizepremier und bis 2004 Gouverneur Bangkoks. Dass man ihn in der Stadt nicht mehr sonderlich mag, nimmt er hin. Schließlich gewann seine Partei die Wahl vor acht Monaten mit den Stimmen der Landbevölkerung, die traditionell Populisten folgt. Samak ist so einer. Schulden-Moratorium für Bauern, neue Bewässerungssysteme, landesweite Schienen-Sanierung, sozialer Wohnungsbau, günstige Kredite für Kleinunternehmer – all das versprach Samak. Was seine guten Taten kosten sollen und wie er sie bezahlen will, verrät er nicht. „Ich mag das nicht Populismus nennen. Ich nenne es Politik für das Volk.“ Der Premier führt im Parlament eine intakte Koalition mit Zweidrittelmehrheit an. Auch deshalb sieht er nicht ein, warum er gehen soll.

Den Notstand hat er wohl nur ausgerufen, um es dem Militär zu überlassen, mit dem Dauerprotest fertig zu werden. Klappt das nicht elegant, soll der Armeechef blöd aussehen – der hat aber keine Lust, durch Räumung des Geländes Gewalt zu riskieren. Und so werden die Belagerer einfach in Ruhe gelassen. „Sie werden schon irgendwann abziehen“, hofft Samak.

Moritz Kleine-Brockhoff

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