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Porträt Ségolène Royal: „Der Moment ist gekommen“

Ségolène Royal hat sich noch nie geschlagen gegeben. Weder nach ihrer Niederlage im Präsidentschaftswahlkampf gegen Nicolas Sarkozy noch nach dem fehlgeschlagenen Griff nach der Parteiführung der französischen Sozialisten.

Jetzt will die 57-jährige Politikerin es wieder versuchen und 2012 erneut als Kandidatin ihrer Partei gegen Sarkozy antreten. Sie prescht vor, während Parteichefin Martine Aubry sich bemüht, die Ambitionen einiger Hinterbänkler zu dämpfen und damit die Chancen des Umfragefavoriten Dominique Strauss-Kahn zu wahren, der derzeit als Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington noch unabkömmlich ist.

„Der Moment ist gekommen, klar und einfach voranzuschreiten“, rechtfertigt Royal die Ankündigung ihrer Kandidatur. Dass es bis zu den für 2011 geplanten Vorwahlen, bei denen die Sympathisanten der Linken ihren Kandidaten küren wollen, ein Stillhalteabkommen zwischen Aubry, Strauss- Kahn und ihr gegeben hat, stritt sie ab. Stattdessen setzt sie noch eins drauf: „Wenn ich zur Präsidentin der Republik bin, wird Dominique Strauss-Kahn der beste Premierminister sein.“

Für das Regierungslager ist das eine „gute Nachricht“, wie der frühere konservative Regierungschef Jean-Pierre Raffarin feixte. Die Vorstellung, dass der IWF-Direktor, der in der Finanzkrise auf der internationalen Bühne in der vordersten Reihe steht, unter Ségolène Royal Regierungschef sein wollte, kam aber auch manchen ihrer Parteigenossen naiv vor. In vielen Stellungnahmen schwangen zudem die frauenfeindlichen Vorurteile mit, deren Ziel Royal bereits wurde, als sie 2006 ihre Kandidatur ankündigte. „Und wer passt auf die Kinder auf?“, hatte der frühere sozialistische Premier Laurent Fabius damals gespottet.

Solche Reaktionen lassen Royal heute kalt. Doch sie hat nicht die Herablassung vergessen, mit der sie von Strauss-Kahn, Fabius und Aubry 2007 im Stich gelassen wurde, als die Parteibasis sie zur Kandidatin gewählt hatte. Und dass sie die notdürftig wiederhergestellte Einheit der Partei gefährde, lässt sie ebenfalls nicht gelten. Vor ihr hatten bereits drei Nachwuchsgenossen ihre Kandidatur zur kommenden Vorwahl angemeldet. Etliche andere werden wohl noch folgen. Sarkozy kommt das Durcheinander der Linken durchaus gelegen. Er sieht sich bereits für eine zweite Periode im Amt, vertraute er engen Freunden an. Hans-Hagen Bremer

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