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PORTRÄT SIRAJUDDIN HAKKANI PAKISTANISCHER WARLORD:: „Ich trage kein Gewehr“

Die USA haben ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt, 55 seiner Familienangehörigen haben US-Drohnen bereits getötet. Doch bisher konnte Sirajuddin Hakkani die Amerikaner und ihre Spähsatelliten überlisten.

Die USA haben ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt, 55 seiner Familienangehörigen haben US-Drohnen bereits getötet. Doch bisher konnte Sirajuddin Hakkani die Amerikaner und ihre Spähsatelliten überlisten. „Deshalb trage ich keinen Turban und kein Gewehr“, sagte er Reportern. „Ich versuche es auch zu vermeiden, in einem Motorrad-Konvoi mit bewaffneten Kämpfern zu reisen.“ Der Mann mit dem Vollbart ist Anführer des Hakkani-Netzwerkes, einer der tödlichsten Milizengruppen in der afghanisch-pakistanischen Grenzregion.

Nach dem Sturz der Taliban 2001 ins pakistanische Nord-Wasiristan geflohen, schlagen die Hakkanis immer wieder in Afghanistan zu – und könnten nun sogar im äußersten Fall zum Bruch zwischen den USA und Pakistan führen. Die Hakkanis seien der verlängerte Arm von Pakistans Geheimdienst ISI, zürnte Washington kürzlich und drohte, auf eigene Faust Jagd auf die Militanten zu machen.

Sirajuddin ließ das nicht auf sich sitzen. Er sehe einer Bodenoffensive der USA in Pakistan freudig entgegen, tönte er. „Die Vereinigten Staaten werden mehr Verluste erleiden als in Afghanistan.“ Dabei weiß auch er, dass der CIA wohl eher noch mehr Drohnen schickt. Sirajuddin, der um die 40 ist, hat nicht viel anderes kennengelernt als Krieg. Sein Vater Jalaluddin kämpfte in den 80er Jahren bereits gegen die Russen in Afghanistan. Damals waren die Hakkanis und die USA noch dicke Kumpels – Washington half kräftig mit Waffen und Dollars. Als „Freiheitskämpfer“ feierte der damalige US-Präsident Ronald Reagan die Kämpfer. Ein alter CIA-Mann sagt über sie: „Sie sind dein bester Freund – oder dein schlimmster Feind.“

Heute, ein Vierteljahrhundert später, kämpfen die Hakkanis gegen die USA und werden Terroristen genannt. Dabei sind die Motive aus ihrer Sicht die gleichen. „Damals wie heute kämpften die Mudschaheddin gegen Besatzungsmächte”, sagt Sirajuddin. Zwar ist sein kränkelnder Vater Jalaluddin nominell noch Chef, aber Sirajuddin soll das Kommando über die 5000 bis 15 000 Kämpfer führen.

Ohne die Hakkanis sei Frieden am Hindukusch nicht möglich, glauben Terrorexperten. Und genau das wollte Sirajuddin mit dem spektakulären Anschlag auf die US-Botschaft in Kabul am 13. September offenbar vor Augen führen. Nur einen Tag später erklärte er in einem Interview, dass er zu Gesprächen bereit sei – die USA ignorierten dies. Christine Möllhoff

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