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PORTRÄT THOMAS BACH IOC-VIZEPRÄSIDENT:: „Siege sind nicht alles“

Thomas Bach hat, man will das kaum glauben von diesem akribischen Karrierearbeiter, schon viele Niederlagen erlebt: als Fechter, als Wirtschaftsanwalt, auch als Sportpolitiker. Solch eine deutliche Abfuhr wie in dieser Woche hat der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und einzige deutsche Sportfunktionär von Weltrang aber selten erlebt.

Thomas Bach hat, man will das kaum glauben von diesem akribischen Karrierearbeiter, schon viele Niederlagen erlebt: als Fechter, als Wirtschaftsanwalt, auch als Sportpolitiker. Solch eine deutliche Abfuhr wie in dieser Woche hat der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und einzige deutsche Sportfunktionär von Weltrang aber selten erlebt. Mit für ihn untypischer Verve hatte sich Bach für die neueste deutsche Olympiabewerbung stark gemacht – diesmal ging es um die Winterspiele 2018 in München. Doch trotz guten Konzepts und einer perfekten Präsentation reichte es nur für eine krachende Niederlage gegen eine südkoreanische Wintersportdiaspora namens Pyeongchang. Bewerbungschefin Katarina Witt weinte in die Kameras, neben ihr stand Bach und musste zumindest schlucken. „Siege sind nicht alles“, sagt der 58-jährige Tauberbischofsheimer. „Und Niederlagen sind auch nicht das Ende von allem.“ Am Mittwoch will er nun mit dem deutschen Sport beraten, ob Olympia in Deutschland noch einen weiteren Anlauf verträgt.

Aber Bach wäre nicht dahin gekommen, wo er jetzt ist – am Fuße des IOC-Throns, den Präsident Jacques Rogge in zwei Jahren räumen wird –, wenn er nicht aus Misserfolgen lernen würde. Bis zur Unkenntlichkeit seiner selbst taktiert der frühere Spitzensportler zuweilen auf dem hochpolitischen Verbandsparkett, um seine Ziele zu erreichen. Sein Ziel sind, natürlich, Olympische Spiele in Deutschland. Aber vorher soll es doch bitteschön die eigene Thronbesteigung im Sportolymp sein. Natürlich würde das Bach nie so sagen. Nur so viel: „Meine Kollegen wissen zu unterscheiden zwischen Niederlagen von Bewerbern und Personen.“ Das kann eigentlich nur heißen: Als Person will er noch gewinnen.

In Deutschland ist Bach auch noch Chef des organisierten Sports. Beim Changieren zwischen deutscher und internationaler Politik scheint ihm die weite Welt lieber zu sein – wie seiner politischen Freundin Angela Merkel. Darum mutmaßen viele, Bach wolle lieber noch einmal mit München ins Rennen um die kleineren Winterspiele ziehen, anstatt den großen Wurf zu wagen: sich um Olympische Sommerspiele zu bewerben (die dann auf Berlin hinausliefen, auch wenn Hamburg ebenfalls im Rennen wäre). Ein großer Sieg für Deutschland wäre für Bach jedenfalls ein Risiko. Denn in der Verbandsarithmetik, die auch im von Rogge nur zögerlich reformierten IOC gilt, lautet eine Rechenregel: Zu viele Siege verträgt keiner. Robert Ide

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