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PORTRÄT THOMAS STROBL ASPIRANT AUF DIE CDU-SPITZE:: „Fotos von Kretschmann reichen nicht“

Er ist keiner, der kneift. Auf seiner Sommerreise hat Thomas Strobl, der baden-württembergische Landesvorsitzende der CDU, gestern Abend im kultig-grünen Freiburger Stadtteil Vauban zum öffentlichen Gespräch geladen.

Er ist keiner, der kneift. Auf seiner Sommerreise hat Thomas Strobl, der baden-württembergische Landesvorsitzende der CDU, gestern Abend im kultig-grünen Freiburger Stadtteil Vauban zum öffentlichen Gespräch geladen. Gerade einmal 3,8 Prozent wählten hier bei der Landtagswahl 2011 die Christdemokraten.

Mut kann dem 52-jährigen Heilbronner und Mappus-Nachfolger, der seit 1998 im Bundestag sitzt, allein der Glaube machen, dass es schlimmer nicht werden kann. Offenheit und eine innerparteiliche Politik von unten nach oben hat er seinem Landesverband verordnet, dem zweitstärksten der CDU. Und ein „Jahr der Frau“.

Strobl weiß, dass er es schwer haben wird. Selbst die Mappus-Vorgänger Oettinger und Späth attestieren dem grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann Kultstatus und gute Arbeit. „Kretschmann-Fotos vor Wildbienenhotels reichen nicht“, hält Strobl dagegen und spricht von „skandalöser Schuldenmacherei, falscher Schul- und katastrophaler Verkehrspolitik“.

Strobl ist Rechtsanwalt, ein ausgewiesener Experte in Haushalts- und Finanzfragen und trägt einen reichlich altmodischen Schmiss auf der Wange. Er war Generalsekretär, erst für Günther Oettinger, danach für Stefan Mappus. Er hat sich einen Namen als Zuspitzer mit Rambo-Qualitäten gemacht. Einer, der Kretschmann schon mal einen „geistigen Brandstifter“ nannte, oder Walter Sittler, dem bürgerlichen Frontmann der Stuttgart-21- Gegner, vorhielt, dessen Vater sei ein Nazi gewesen.

Da war er gerade Vorsitzender des Vermittlungsausschusses des Bundestags geworden. Seine Entschuldigung wurde angenommen, und Strobl zeigte nicht nur im Ausschuss fortan, dass er verbindlich sein kann, moderat im Ton, wenn auch hart in der Sache. Ein konservativer Hardliner freilich ist der mit einer Tochter von Finanzminister Wolfgang Schäuble verheiratete Strobl nicht.

Gerade erst hat er sich hinter die Forderung gestellt, homosexuelle Paare steuerlich gleichzustellen. Konservative Politik heißt für ihn, für Rahmenbedingungen zu sorgen, in denen die Menschen „ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen mit einem Minimum an Enttäuschung und Frustration nachgehen können“. Die Rahmenbedingungen für Strobls Nachrücken an die Spitze der Bundes-CDU bergen Frustrationspotenzial. Doch dass der ehrgeizige Marathon-Mann am Ende kneifen könnte, ist eher nicht zu erwarten.Bettina Wieselmann

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