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PORTRÄT TOM DONILON NEUER US-SICHERHEITSBERATER:: „Keinen Krieg ohne absehbares Ende“

Auf den international erfahrenen General folgt ein ziviler Stratege. Der Austausch des Nationalen Sicherheitsberaters gehört zu einer Reihe von Personalwechseln, mit der Barack Obama seine Regierung nach zwei Jahren auf eine neue Phase einstellt.

Auf den international erfahrenen General folgt ein ziviler Stratege. Der Austausch des Nationalen Sicherheitsberaters gehört zu einer Reihe von Personalwechseln, mit der Barack Obama seine Regierung nach zwei Jahren auf eine neue Phase einstellt. Jim Jones, der nun geht, sollte ihn bei Amtsantritt mit seiner Uniform und seiner Karriere in der Elitetruppe Marines Corps bis hinauf zum Nato-Oberbefehlshaber Europa vor dem Vorwurf schützen, der junge Präsident und sein Team seien zu unerfahren in den harten globalen Machtkämpfen und hätten zu wenig Gespür für militärische Belange.

Tom Donilon, bisher sein Stellvertreter, zieht die innenpolitischen Aspekte der Kriege, die Amerika führt, stärker ins Kalkül. Afghanistan darf nicht zur Last werden, die Obama seine Chance auf Wiederwahl 2012 nimmt. Als 2009 monatelang um die richtige Strategie gerungen wurde, votierten die Generale und mit ihnen Jones für eine massive Truppenverstärkung, um den Widerstand zu besiegen, wie im Irak. Donilon strebt einen zügigen, gesichtswahrenden Abzug an. Der Afghanistankrieg ist nach neun Jahren ohne sichtbare Erfolge unpopulär. Noch mehr Truppen, warnt er, bringen die Gefahr mit sich, dass die USA sich in Kämpfe ohne absehbares Ende verstricken.

In der Öffentlichkeit wurden diese Gegensätze in jüngster Zeit übertrieben. Das lag vor allem am Buch des Starjournalisten Bob Woodward „Obamas Kriege“ und einigen deftigen Zitaten darin. So soll Verteidigungsminister Robert Gates damals gesagt haben, es wäre „ein Desaster“, wenn Donilon Nationaler Sicherheitsberater würde. In Wahrheit sind keine ideologischen oder geostrategischen Kurswechsel zu erwarten. Donilons Ansichten über den Iran, Russland, China, Europa oder die Nato weichen nicht grundlegend von Jones’ ab. Allenfalls gibt er dem Aufstieg Asiens etwas mehr Gewicht als Jones, der in Frankreich aufwuchs und viele Jahre seiner militärischen Karriere in Europa lebte.

Die beiden Hauptunterschiede sind vielmehr: Jones gewann keinen Zugang zum engsten Kreis um Obama. Er war ein guter Fachberater, aber kein Parteigänger. Der 55-jährige Donilon ist eingefleischter Demokrat und hat Obamas Ohr. Er stammt aus Rhode Island an der Ostküste, unterstützte als junger Mann Jimmy Carter und war unter Bill Clinton Staatssekretär im Außenministerium. Donilons Frau Cathy Russell ist Stabschefin von Jil Biden, der Gattin des Vizepräsidenten. Christoph von Marschall

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