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Porträt Udo Andriof: "Es gibt nicht nur Edle und Ignoranten"

Als Sprecher des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21muss sich Udo Andriof noch einmal einer Herausforderung der besonderen Art stellen.

Dünne Luft, eisiger Gegenwind, gefährliches Gelände – Udo Andriof hat seine Erfahrung damit. TrekkingTouren führten den Hobby-Bergsteiger schon auf mehrere Fünftausender im Himalaya. Als neuer Sprecher des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 stellt sich der 68-jährige gebürtige Ulmer noch einmal einer Herausforderung der besonderen Art.

Dass die Tieferlegung des Hauptbahnhofs, die in der Landeshauptstadt über 100 Hektar Gleisfläche frei macht, die Anbindung an den Flughafen und an die Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Ulm am Ende eine Erfolgsgeschichte werden, steht für den ehemaligen Stuttgarter Regierungspräsidenten außer Frage. In der bald zwei Jahrzehnte währenden Projektgeschichte hat der Verwaltungsjurist mit dem CDU-Parteibuch, der lange im Staatsministerium Dienst tat, bevor er 18 Jahre lang Baden- Württembergs größte Behörde leitete, von Anfang an engagiert Partei für das Zukunftsvorhaben ergriffen.

Ministerpräsident Stefan Mappus, der Andriof gestern zusammen mit seinem ebenfalls ehrenamtlichen Co-Sprecher, dem Leonberger IT-Unternehmer Wolfgang Dietrich, vorstellte, spricht von „der besten Wahl, die wir treffen konnten“. Andriof sei schließlich „im Thema gänzlich drin“. In der Tat übertrifft noch heute, knapp drei Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Landesdienst, Andriof so schnell niemand in puncto Sachkunde. Als zuständige Behörde hatte das Regierungspräsidium unter seiner Führung schon 1997 das Raumordnungsverfahren und ab 2001 das Planfeststellungsverfahren für Stuttgart 21 gegen alle Widerstände gerichtsfest gestemmt. Dass Andriof auch juristisch recht behielt und die Gegner 2007 zu spät mit ihrem Wunsch nach einem Bürgerentscheid kamen, frustriert diese noch heute.

Der einstige Spitzenbeamte, dem es nie auf persönlichen Glanz ankam, sieht sich in seiner neuen Rolle wieder einmal als Erklärer. Bis in seinen Freundeskreis hinein sei die Meinung zum Bahnprojekt gespalten: „Ich weiß, es gibt nicht nur die gute, edle Gesinnung auf der einen Seite und lauter Ignoranten auf der anderen.“ Andriof, der vielen als eher dröger Verwaltungsjurist erscheint, kennt sich nach der Umsetzung vieler strittiger Großprojekte (zuletzt der Landesmesse Stuttgart) mit emotionalem Widerstand aus und weiß, dass man nicht nur mit Argumenten für seine Sache werben muss. Bettina Wieselmann

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