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PORTRÄT ULRICH WILHELM REGIERUNGSSPRECHER (NOCH):: „Der Kampf um Exklusivität hat zugenommen“

Eine solche Aufgabe zu erledigen – erst in einer Koalition mit der SPD, dann in einer mit der FDP –, bedarf es einer Person ohne allzu große Eitelkeit. Dienstleister muss man sein, Berater, manchmal auch Klempner, der Pannen im Politikbetrieb geräuschlos beheben kann.

Von Antje Sirleschtov

Eine solche Aufgabe zu erledigen – erst in einer Koalition mit der SPD, dann in einer mit der FDP –, bedarf es einer Person ohne allzu große Eitelkeit. Dienstleister muss man sein, Berater, manchmal auch Klempner, der Pannen im Politikbetrieb geräuschlos beheben kann. Ulrich Wilhelm hat sich einen solchen Ruf erworben. Fast fünf Jahre wird er der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel und damit der gesamten Bundesregierung gewesen sein, wenn er in wenigen Wochen zum nächsten Intendanten des Bayerischen Rundfunks gewählt wird. Zweifel an seiner Wahl? Man vernimmt keine ernsthaften.

Nahezu geräuschlos, bisher, vollzieht sich dieser Übergang. Obwohl er doch so selbstverständlich gar nicht ist. Schließlich schickt sich da ein Politik-Lobbyist, ein lange Jahre politisch Handelnder an, einen der wichtigsten Jobs zu übernehmen, die der bayerische Journalismus zu vergeben hat. Eine vom Selbstverständnis her ganz und gar unabhängige Profession. Nicht gerade vertrauenserweckend also für all jene, die seit langem vermuten, dass die politischen Journalisten Teil eines Klüngels da oben an der Macht sind.

Wilhelm, 1961 geboren, Ehemann, Familienvater, CSU-Mitglied, einst Sprecher von Edmund Stoiber: Er gehört zu jenen im Berliner Politikbetrieb, die man als Florettfechter bezeichnen kann. Mit ruhiger Stimme, einem leichten Lächeln auf den Lippen und dennoch nie nachlässig in der Formulierung malt Wilhelm seit Jahren zum Teil mehrmals in der Woche vor den Kameras der Bundespressekonferenz ein Bild der Regierung und eines seiner Kanzlerin.

Was er sagt, mag manchem nicht genügen, scheint oft aus der Betrachtung von außen auch wie das Verschweigen und Verdunkeln von Macht-, Hilf- oder Konzeptionslosigkeit der Regierung. Doch Wilhelm ist Verkäufer eines Produktes, weshalb sein Stil aus dem Fenster des Bundeskanzleramtes betrachtet beinahe perfekt zu dem passt, was Angela Merkel unter „Regieren“ verstehen möchte: eine möglichst stotterfreie, sich effizient bewegende Apparatur. Nicht ohne Emphatie, aber immer hart an der Lösungssuche orientiert.

Voll des Lobes sind die Mitarbeiter des Bundespresseamts, der PR-Maschine der Bundesregierung, fragt man sie über die Zeit aus, die Wilhelm als Staatssekretär an der Amtsspitze verbracht hat. Anerkennung auch von den Hauptstadtjournalisten für einen glaubhaften Makler seiner Sache. Wer ihm folgen wird? Ein Geheimnis, wohl bis zuletzt. Genauso übrigens wie damals, als Wilhelm nach Berlin kam. Antje Sirleschtov

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