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Porträt: „Viele Anzeichen für Fortschritte“

Die Verkaufszahlen von Opel rasseln in den Keller. Am Montag muss Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke vor die Beschäftigten treten.

In Korbach feierte es die Kfz-Innung als Sensation, dass der Opel-Chef mit den Meistern diskutierte. So sensationell ist das aber nicht: Schließlich stammt der 55-jährige Maschinenbau-Ingenieur aus Nordhessen. Und Besuche in der Heimat können in schwierigen Zeiten aufbauen. In Rüsselsheim oder Bochum hätte es Karl-Friedrich Stracke in diesen Tagen erheblich schwieriger, wenn er vor lauter Pfeifkonzerten überhaupt zu Wort kommen würde. Am Montag auf der Betriebsversammlung in Rüsselsheim muss er Farbe bekennen. Zuletzt kommunizierte er nur per Brief mit den Beschäftigten. „Obwohl mich die Geschäftszahlen absolut nicht zufriedenstellen, sehe ich viele Anzeichen für Fortschritte.“

Die rund 21 000 Opelaner nehmen solche Worte mit Erstaunen zur Kenntnis. Schließlich hagelt es seit Wochen schlechte Nachrichten: Die Verkaufszahlen rasseln in den Keller. 2012 droht erneut ein Milliardenverlust, nachdem Opel der Mutter General Motors (GM) seit 1999 Miese von insgesamt 12 Milliarden Euro beschert hat. Klar, dass die Geduld in Detroit begrenzt ist. Allerdings macht es GM Opel und Stracke nicht einfach: Exporte in die lukrativen Märkte in Asien sind für Opel weiter tabu, in Europa macht GM Opel mit der Billigmarke Chevrolet Konkurrenz.

Das Traditionswerk in Bochum steht auf der Kippe, weil das Familienauto Zafira künftig in Rüsselsheim gebaut werden soll. Dort wird Platz, weil die Fertigung des Astra ins Ausland abwandern soll. Dann sickert durch, dass der nächste Zafira nicht bei Opel, sondern beim Partner Peugeot entwickelt werden soll. Stracke kommt in diesem Chaos mit Dementis und Erklärungen kaum nach. Das hatte sich der Manager ganz anders vorgestellt, als er vor einem Jahr Nick Reilly beerbte. Das Unternehmen schien nach der Beinahe-Pleite wieder auf einem grünen Ast. Endlich wieder ein Deutscher, schallte es dem Ingenieur zudem entgegen. Auch Stracke war überzeugt, dass Opel 2011 endlich wieder einen Betriebsgewinn würde verbuchen können.

Kaum ein deutscher Manager kennt GM so gut wie Stracke. Seit 33 Jahren arbeitet der Vater von zwei Töchtern für GM, als Werksleiter in Bochum, den Großteil aber als Chefentwickler in den USA. Als ersten neuen Opel unter seiner Regie hat er jetzt der Kleinwagen „Adam“ auf den Weg geschickt. Wenigstens eine gute Nachricht, die der Opel-Chef in diesen Tagen verkünden kann. Gehört wird sie kaum.

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