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PORTRÄT VIKTOR BOUT GRÖSSTER WAFFENHÄNDLER:: "Ich habe an Al Qaida keine Waffen geliefert"

Er ist die Vorlage für den von Nicholas Cage gespielten Waffenhändler in „Händler des Todes“. Und so verteidigt sich Viktor Bout nun: Die Vorwürfe gegen ihn seien erfunden wie in einem Hollywood-Thriller.

US-Ankläger halten den in Tadschikistan geborenen Russen für den mächtigsten Händler des Todes der jüngsten Jahre. Sie sagen, sie hätten ihn in flagranti erwischt, als er angeblichen Abgesandten der Rebellentruppe Farc in Kolumbien Waffen in mehrstelligem Millionenwert verkaufen wollte. Und: Warum sonst betreibe dieser Mann die größte private Luftcargo-Flotte auf dem Gebiet der Ex-UdSSR? Auch UN-Berichte listen Bout als den schlimmsten Waffenembargobrecher rund um die Welt auf.

Nun wurde der 41-Jährige in Thailand verhaftet, offenbar nach einem monatelangen Undercovereinsatz amerikanischer Geheimdienste und Strafverfolger. Was US-Medien dazu berichten, klingt tatsächlich wie aus der Fantasiewelt der Agentenromane. Mehrfach hätten sich Informanten der US-Dienste mit Bouts Stellvertreter Andrew Smulian getroffen, auf den Niederländischen Antillen, in Dänemark und Rumänien. Sie gaben sich als Vertreter der Farc aus und schnitten die Verhandlungen mit. Als die Kontakte zum Treffen mit dem Chef und eigentlichen Ziel der Operation, Viktor Bout, in Thailand führten, schlugen die Behörden zu. Sie verhafteten Bout und Smulian. Die USA haben einen Auslieferungsantrag gestellt. Thailand wolle beide möglichst schnell loswerden, heißt es.

Die Kolumbienconnection ist in diesen Tagen hochbrisant. Das südamerikanische Land hat dem Präsidenten des Nachbarn Venezuela, dem Linkspopulisten Hugo Chavez, gerade vorgeworfen, seit Jahren die Farc mit Venezuelas Petrodollars zu unterstützen und einen Umsturz anzustreben. Der bestritt das, verlegte aber größere Militärkontingente an die Grenze, um, wie er behauptet, einen Angriff Kolumbiens abzuwehren.

Noch wichtiger für die USA sind aber Vorwürfe, dass Bout auch das Terrornetz Al Qaida und die Taliban in Afghanistan mit Waffen beliefert. Bout wurde am Militärinstitut für Fremdsprachen ausgebildet und diente in der Luftwaffe der Sowjetunion als Major. Als mit deren Ende auch seine Einheit aufgelöst wurde, verlegte er sich auf Waffenhandel. Er scheut die Öffentlichkeit, das liegt in der Natur des Geschäfts. 2002 aber trat er in einem Moskauer Radiosender auf und sagte: „Ich hatte niemals Kontakt zu Al Qaida oder den Taliban.“ Christoph von Marschall

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