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PORTRÄT: „Wir drängen immer auf Reformen“

Hamad bin Khalifa al Thani ist der König von Katar. Sein Land will 200 Leopard-II-Panzer aus Deutschland kaufen. Der Wüstenstaat unterstützt Islamisten aller Art.

Er ist mit den USA verbündet und unterstützt die Islamisten. Sein Königreich regiert Hamad bin Khalifa al Thani als absolutistischer Monarch, in der arabischen Welt greift er den Rebellen unter die Arme. Nur beim Aufstand in Bahrain hatte Katar eine Ausnahme gemacht und sich auf die Seite des Regimes geschlagen, das mit aller Härte und Schauprozessen gegen die Demonstranten vorgeht. Katar schickte sogar Soldaten. Aber die Bundesregierung hält das Regime offenbar für so vertrauenswürdig, dass sie über die Lieferung von 200 Leopard-II-Panzern nachdenkt.

In Deutschland haben viele erstmals von dem Königreich Katar gehört, als der winzige Wüstenstaat am Golf 2010 überraschend die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2022 gewann. Doch König Hamad bin Khalifa al Thani hat in allen Konflikten in der Region die Finger im Spiel. Hamad bin Khalifa drängte die Arabische Liga dazu, sich für eine Nato-Intervention in Libyen einzusetzen; er ist die treibende Kraft gegen Syriens Präsident Baschar al Assad – obwohl sein Land nur 1,7 Millionen Einwohner hat, davon 300 000 Einheimische. Aber Katar ist eben auch das reichste Land der Welt.

Die einen unterstellen dem 60-Jährigen, der drei Ehefrauen und 27 Kinder hat und seinen Vater 1995 in einem unblutigen Coup absetzte, einen Napoleon-Komplex; andere vermuten eine islamistische Agenda. Die neuen islamistischen Regierungen in der arabischen Welt sind den konservativen Golfherrschern zweifelsohne näher als deren Vorgänger. Als gnädiger Monarch hat Hamad, der sein Emirat erst zum Königreich machte, eine gewisse Liberalisierung zugelassen – Frauen erhielten 2002 das Wahlrecht. Spitzenpositionen im Land bleiben jedoch in der Familie. Und die an moderne Sklaverei erinnernde Ausbeutung asiatischer Arbeitskräfte ist eindeutig menschenrechtswidrig.

Die Tatsache, dass Katar seit Jahren Islamisten aller Couleur ein Exil bietet, zahlt sich jetzt aus. Der prominente libysche Islamist Ali Sallabi fand hier Zuflucht, bis er im neuen Libyen eine Partei gründete. Khaled Meschaal von der Hamas sitzt nun in Doha, und der Schwiegersohn des tunesischen Islamistenführers Ghanouchi lebte hier – heute ist er Außenminister seines Landes. Damit hat Katar engste Verbindungen zur neuen islamistisch geprägten Führungsschicht in den arabischen Umbruchstaaten. Als Ratgeber in Sachen Demokratie wird der König dort wohl nicht auftreten. Andrea Nüsse

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