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Der alte und der neue Daimler-Chef: Dieter Zetsches Vertrag wird nach Informationen aus Unternehmenskreisen wohl verlängert.

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Porträt: „Zunehmend schwierige Bedingungen“

Der Vertrag von Dieter Zetsche als Daimler-Chef wird wohl verlängert - obwohl der Manager düstere Zeiten voraussagt und obwohl ihm schwierige Verhandlungen mit den Arbeitnehmern bevorstehen.

Es waren keine guten Nachrichten, die Daimler-Boss Dieter Zetsche Ende vergangener Woche im Mercedes-Werk Stuttgart-Untertürkheim zu verkünden hatte. Die Marktbedingungen in Europa würden „zunehmend schwieriger“, sagte der 59-Jährige am Rande des Besuchs des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann – und sprach davon, dass die Autosparte im laufenden Jahr weniger Gewinn als erwartet abliefern werde. Doch von Verdrossenheit war nichts zu spüren. Zusammen mit dem Politiker schraubte er kurzerhand in der Fertigung ein paar Komponenten an.

Zetsche weiß, dass er sich um seinen Job trotzdem keine Sorgen machen muss. Nach Informationen aus Konzernkreisen herrscht im Aufsichtsrat des Autokonzerns unter führenden Mitgliedern Einigkeit, dass der Vorstandschef eine dritte Amtszeit erhalten soll. Im Februar will das Gremium den Ende 2013 auslaufenden Vertrag verlängern, wie das Handelsblatt und der Spiegel berichten. Das Unternehmen wollte die Informationen nicht kommentieren.

Der Daimler-Vorstand erhält damit Rückendeckung in einer schwierigen Zeit. Um die Absatzschwäche in Europa auszugleichen und dem schärferen Wettbewerb in China zu entgegnen, muss Zetsche mit den Arbeitnehmern über neue Einschnitte verhandeln. Um über eine Milliarde Euro sollen die Kosten sinken.

Zetsche erhält nun weitere drei Jahre Zeit, um zu beweisen, dass sein Plan, Mercedes bis 2020 wieder zum führenden Premiumhersteller der Welt zu machen, mehr ist als ein großes Versprechen. Noch liegt die Marke mit dem Stern nur auf Platz drei – und der Abstand bei der wichtigen Renditeziffer zu den Konkurrenten hat sich im laufenden Jahr sogar noch vergrößert. Zetsche setzt vor allem auf eine deutliche Ausweitung der Modellpalette im Segment der Kompaktwagen sowie auf eine Verdoppelung der Varianten im Topsegment der S-Klasse.

Der in Istanbul geborene Manager leitet den Autokonzern seit 2006, als er Jürgen Schrempp ablöste, und musste zunächst vor allem nach dem Chrysler-Desaster aufräumen und das vernachlässigte Kerngeschäft auf Vordermann bringen. In der Finanzkrise, als Daimler in die roten Zahlen rasselte, wurde zeitweise auch die Position von Zetsche sehr kritisch hinterfragt. Zetsche möchte als Sieger gehen. Und dafür braucht er mehr Zeit. Von Carsten Herz und Martin Murphy (HB)

Carsten Herz, Martin Murphy

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