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Positionen: Israel in Afrika

Das Thema Entwicklungshilfe in Afrika könnte die einzigartigen bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ergänzen und bereichern. Mit deutsch-israelischer Hilfe könnte man die Wüste zum Blühen bringen.

Israel gehört zwar nicht zu den G-8-Staaten, es kann aber dennoch in einem Bereich, der ein Kernthema auf dem Gipfel in Heiligendamm war, eine wichtige Rolle spielen – bei der Entwicklungshilfe für Afrika. Als Kooperationspartner bietet sich Deutschland an. Beide Länder sind durch ihre Vergangenheit und ihre demokratischen Werte eng miteinander verbunden. Das Thema Entwicklungshilfe in Afrika kann die einzigartigen bilateralen deutsch-israelischen Beziehungen ergänzen und bereichern.

Israel könnte beispielsweise seine vielfältigen Erfahrungen – vor allem in den Bereichen Wasserversorgung, -entsorgung und Wassermanagement – einbringen. Da Deutschlands diplomatische Beziehungen weiterreichend sind, könnte es vermittelnd tätig sein und Israel in deutsche Expertendelegationen und Projekte der Entwicklungshilfe integrieren. Auf diese Weise könnten sich unsere beiden Staaten in trilateralen Projekten in Afrika engagieren. Die Afrikaner hätten zudem die Möglichkeit, mit Programmen an uns heranzutreten, die ihren Interessen entsprechen. Dabei möchten wir Israelis nicht die Länder ausschließen, die – aus welchen Gründen auch immer – keine offiziellen Kontakte zu uns unterhalten.

Israel hat langjährige Erfahrungen in der internationalen Entwicklungshilfe. Als die damalige israelische Außenministerin Golda Meir im Jahr 1958 von ihrer ersten Reise nach Afrika zurückkehrte, gründete sie das "Mashav", das "Israel Center for International Cooperation" des Außenministeriums, um Israels Sachkenntnisse und Erfahrungen in der Technologie, Medizin und Lehrtätigkeit an die Entwicklungsländer weiterzugeben. Seitdem wird über Mashav ein umfassendes Auslandshilfe-Programm mit dem Schwerpunkt Afrika gesteuert, das vor allem langfristige Projekte zum Ziel hat. Die Entwicklungsarbeit hat verschiedene Formen: Zum einen besuchen afrikanische Teilnehmer Kurse in Israel, um die Entwicklungsprojekte dann in ihren Heimatländern umzusetzen. Zum anderen reisen israelische Experten nach Afrika, um die Menschen vor Ort auszubilden. Im Jahr 2006 hat Mashav für über 8.000 ausländische Bürger innerhalb und außerhalb Israels Fortbildungen organisiert. Die israelische Regierung strebt an, das Budget von Mashav aufzustocken, auch da diese Projekte eine neue Dynamik in Israels internationale Beziehungen bringen.

Israels moralische Verpflichtung

Ein Paradebeispiel für Israels Potenzial in der Entwicklungshilfe ist das Thema Wasser. Israel ist es gelungen, im trockenen Wüstenklima einen robusten landwirtschaftlichen Sektor zu schaffen und die Negev-Wüste zum Blühen zu bringen. Da unsere natürlichen Wasserressourcen zur Deckung des Wasserbedarfs nicht ausreichen, entsalzen wir Meer- und Brackwasser und sind inzwischen auf diesem Gebiet weltweit führend.

In Afrika ist der ungenutzte Wüstenanteil heute noch sehr hoch. Da die dortigen geologischen und klimatischen Herausforderungen denen in Israel ähnlich sind, lassen sich unsere Erkenntnisse nutzen. Auch bei der Sicherung der Wasserqualität kann Israel beispielgebend sein.

Israel ist eine demokratische Gesellschaft, die weiß, dass sie zwar im Nahen Osten isoliert ist, aber nicht in der ganzen Welt. Ebenso wie andere offene Gesellschaften haben wir Verantwortung. Golda Meir hat einen bis heute gültigen Satz formuliert: "Solange es auf diesem Globus Orte gibt, an denen einige Nationen mehr und andere weniger entwickelt sind, gibt es keinen Fortschritt und keine Kultur, keine Freiheit und – ich fürchte – auch keinen Frieden auf dieser Welt."

Trotz unseres schwierigen politischen Alltags und der Tatsache, dass wir vierzig Prozent unseres Staatshaushalts für Sicherheitskosten ausgeben müssen, sind wir fest entschlossen, unsere moralische Verpflichtung zur Unterstützung anderer in der Entwicklungshilfe zum Ausdruck zu bringen. Deutschland und Israel können in Afrika gemeinsam etwas bewegen. Es ist an der Zeit, dass sich unsere beiden Staaten auf bilateraler Ebene darüber austauschen und die Interessen der Afrikaner im offenen Dialog mit ihnen konkretisieren. Israel unterstützt ausdrücklich die Grundsätze der am 15. Dezember 2005 verabschiedeten EU-Afrika-Strategie des Europäischen Rats, die lauten: Gleichheit, Partnerschaft und gemeinsame Verantwortung. Gemeinsam können Deutschland und Israel diese Visionen umsetzen und gleichzeitig ihre einzigartigen diplomatischen Beziehungen intensivieren.

Der Autor ist Gesandter der Botschaft des Staates Israel in Berlin und verbrachte als junger Diplomat die Jahre 1986-88 mit seiner Familie in Liberia, Westafrika.

Ilan Mor

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