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POSITIONEN: Sorglos glücklich im Alter

Warum das Heim der beste Ort für Senioren ist

Im Alter werde ich in ein Heim gehen. Gehen– so viel zum Zeitpunkt.

Die Alternative ist zu teuer oder nicht befriedigend: Allein der Umbau des Sanitärbereichs meiner Wohnung würde leicht 10 000 Euro kosten. Der Begriff „Betreutes Wohnen“ ist eine irreführende Formulierung. Nirgends wird man so wenig betreut wie dort. Der ambulante Pflegedienst kommt zwar wie vereinbart, aber im Alter nehmen die bösen Zufälle zu und was ist, wenn ich allein bin, stürze und keine Hilfe herbeirufen kann? Die Seniorenwohngemeinschaften sind zumeist eine Einrichtung der ambulanten Pflegedienste. Sie verdienen so schneller Geld. Manche Alt-68er gehen ihnen auf den Leim. Beim ersten Schlaganfall kommt die WG an ihre Grenzen.

Meine Frau ist berufstätig, meine Kinder haben eigene Familien, sie sind berufstätig und leben weit entfernt. Sie wären zudem Pflegelaien. Ich könnte Frauen aus Polen oder aus Usbekistan bei mir einziehen lassen. Aber ich fürchte den kulturellen Unterschied und außerdem wären sie mir dann einfach zu nah.

Ich finde allein im Heim das richtige Maß an Nähe und Ferne, die Betreuung und die Pflege, die ich zuverlässig dann bekomme, wenn ich sie brauche. Und dorthin oder in ein Krankenhaus kommen am Ende ja auch fast alle pflegebedürftigen Menschen. Aber sie kommen nicht freiwillig, sondern nur, weil ihnen nach Wohnungsumbau, Betreutem Wohnen, Senioren-WG nichts anderes übriggeblieben ist. Sie haben sich das Heim nicht ausgesucht. Ich suche mir mein Heim aus. Ein Heim gleicht dem anderen, aber jedes Heim ist auch besonders. Ich suche ein Heim, dessen Besonderheiten zu meinen Besonderheiten passen. Die Schwelle zwischen meinem Wohnen und Leben bisher und dem Wohnen und Leben im Heim muss so niedrig wie möglich sein.

Viele Menschen denken an Säuglings-, Mütter-, Kinder, Lehrlings-, Ledigen- und Soldatenheime und verbinden damit Schlechtes. Das Heim heute ist fast immer gut. Die Noten, die der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) vergibt, sind sogar sehr gut – bei 1,4 liegt die Berliner Durchschnittsnote. Nicht, dass ich mir das Heim nicht noch besser denken könnte. Mein Heim der Zukunft ist offen, integrierend, transparent.

Offen: Es ist der Mittelpunkt des Ortes, des Stadtteils, des Kiezes – hier finden VHS-Kurse statt, hier singt der Chor, hier bekommen Schüler ihr Mittagessen, hier ist die Kita, ein gutes Café mit Garten und hier wohnen auch ältere, pflegebedürftige Menschen.

Integrierend: Im Heim der Zukunft ist „Betreutes Wohnen“, sind Senioren-WGs integriert und allein hier erscheinen solche Wohnformen auch sinnvoll – weil die Betreuung und die Pflege nah und abrufbar sind.

Transparent: Im Heim der Zukunft kann man gleich am Eingang rechts sehen, wie MDK und Heimaufsicht das Haus zuletzt beurteilt haben und wie und wann das Haus die festgestellten Mängel behoben hat. Außerdem hängt eine verständliche Preisliste am Eingang, wie beim Friseur. Das Heim der Zukunft wird also anders aussehen als viele Heime heute. Aber es ist ja noch ein bisschen Zeit, bis wir kommen, die Generation der Duscher (weswegen man die vielen Pflegebäder, die es noch gibt, zu Wohnungen umbauen kann) und der Laptopbesitzer.

Um den gängigsten Vorwurf gegen die Institution Heim zu widerlegen: Nein, Sie geben ihre Freiheit mit dem Umzug in ein Heim nicht auf. Im Gegenteil, im Heim sind Sie frei wie nie zuvor, Sie brauchen sich um nichts mehr Sorgen zu machen, nicht einmal um das liebe Geld – denn noch zahlt die Differenz zwischen ihrem Einkommen, der Unterstützung durch ihre Kinder und den Heimkosten die öffentliche Hand.

Nachdem meine Eltern in ein Heim gezogen waren, widerwillig, nahmen mich zwei Wochen später erst mein Vater, dann meine Mutter zur Seite und sagten: „Junge, wenn wir gewusst hätten, wie gut man in einem Heim lebt – wir wären schon viel früher eingezogen.“ Das hat mir zu denken gegeben. Ich freue mich auf das Leben in meinem Heim.

Der Autor, 1938 geboren, ist Publizist. Im September erscheint die zweite Auflage von seinem Ratgeber „Gut wohnen im Alter in Berlin“ (Homilius Verlag).

Ausführliche Informationen zu über 260 Pflegeheimen Berlins und zahlreiche Artikel rund um das Thema Pflege finden Sie auf dem Such- und Beratungsportal www.gesundheitsberater-berlin.de/pflegeheime

Konrad Franke

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