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Der Zulauf bei den Präsidentschaftswahlen in Ägypten ist groß.

© dpa

Präsidentenwahlen: Ägyptens Volksfest für die Demokratie

Die Ägypter gehen mit großer Hoffnung in die Präsidentenwahlen. Vergessen scheinen die vielen turbulenten Monate seit dem Sturz von Hosni Mubarak und die düsteren Aussichten für die kommenden Jahre.

Eine historische Premiere für Ägypten. 7000 Jahre lang haben die Menschen am Nil einen solchen Moment noch nicht erlebt. 50 Millionen Bürger bestimmen diese Woche in freien Wahlen ein neues Staatsoberhaupt - zum ersten Mal in der Geschichte des Landes. Und wieder, wie schon beim demokratischen Votum für das Parlament Anfang des Jahres, machen die Menschen daraus ihr eigenes Volksfest der Demokratie.

Stolz und zufrieden warten sie vor den Wahllokalen, genießen diese zweite große Frucht ihrer Revolution – einen Präsidenten aus eigener Hand. Vergessen scheinen die vielen turbulenten Monate seit dem Sturz von Hosni Mubarak und die düsteren Aussichten für die kommenden Jahre. Das Land steht am Rande des Bankrotts, die Wirtschaft stottert, die Hälfte aller Bewohner ist bettelarm. Und der extrem aufgeblähte öffentliche Dienst droht alles zu ersticken. Touristen und ausländische Investoren zögern weiterhin mit der Rückkehr. Und die Polizei macht kaum Anstalten, der Selbstbewaffnung der Bevölkerung, der wachsenden Kriminalität auf den Straßen und dem grassierenden Bandenwesen Einhalt zu gebieten.

Zudem weiß niemand, ob der neue Präsident die konträren politischen Lager wird zu einer friedlichen, nationalen Anstrengung zusammenführen können. Mit der Wahl eines demokratischen Staatschefs jedoch sind die Würfel nun endgültig gefallen. Für Ägypten gibt es kein Zurück mehr zur starren Stabilität eines Mubarak-Regimes. Mit ihrer Revolution haben die Menschen den Sprung ins unbekannte Wasser gewagt. Jetzt müssen sie schwimmen und vorankommen – mit langem Atem und wohl die meiste Zeit gegen den Strom.

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