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Protestkultur: Gegen den Tyrannen 21!

Einfach "21" dranhängen! Seit in Stuttgart durch Dauerprotest fast die Regierung gestürzt wurde, weiß jedes Schulkind, dass es, wenn Mäkeln nichts hilft, einfach zum Massenprotest gegen Mathe 21 aufrufen und damit einen Hauch von Bürgerrevolution zaubern kann.

Wir sind das Volk. Na, jedenfalls meistens. Manchmal sind wir auch nur ein paar Leute, die sich ärgern und irgendwas durchdrücken wollen. Aber das sagen wir nicht so offen. Wer zum Stadtrat in die Sprechstunde gehen, eine E-Mail schreiben oder einen Rechtsanwalt beschäftigen will, der kann das ja gern tun. Aber effektiv ist anders.

Effektiv ist: Richtig Wind machen – und mit einem bekannten Etikett Eindruck schinden. Angefangen hat das mal mit den Montagsdemonstrationen, die das Ende der DDR einleiteten. Als dieser unschöne Staat erledigt war, dauerte es nicht lange, bis die Linke den Begriff entführte und immer wieder montags mit den Enterbten und Entrechteten der Republik auf die Straße ging, als wäre der Bundestag die Volkskammer, nur in Böse. Hat allerdings nicht wirklich viel bewirkt.

Viel besser: 21. Einfach dranhängen! Seit die Leute in Stuttgart mit ihrem Dauerprotest fast die Regierung gestürzt haben, weiß jedes Schulkind, dass es, wenn Mäkeln gegen die Hausaufgaben nichts hilft, einfach zum Massenprotest gegen Mathe 21 aufrufen und damit einen Hauch von Bürgerrevolution an die Wandtafel zaubern kann.

Das ist auch das Funktionsprinzip von „Stoppt K21“. Jeder, der mal von der in Ost-Berlin weltberühmten Kastanienallee gehört hat, ist sofort im Bilde: Aha, das sind die Leute, die ihre Straße gegen den grünen Baustadtrat verteidigen. Das war als Anfang nicht schlecht, aber nicht genug, um den ungeheuerlichen Plan zu stoppen. Deshalb werden demnächst dort die „Tage des Zorns“ ausgerufen: Man möchte den Stadtrat und seine Familie, die Milliarden aus dem Bezirk gesaugt und Andersdenkende in den Katakomben des Wasserturms gepeinigt haben, nach libyschem Vorbild vom Hof jagen.

Vermutlich wird er zum Abschied noch einmal die Schönhauser aus dem Suchoi-Jet unter MG-Feuer nehmen, aber sei’s drum: Dem Tyrannen muss die Stirn geboten werden. Alte Schuhe fehlen noch, aber die sind alle schon gegen Guttenberg verbraucht worden.

Es geht übrigens in K21 um Parkplätze und Fahrradstreifen und solche Dinge. Wäre es da nicht höchste Zeit für eine richtig ergreifende Montagsdemonstration?

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