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Prozess in Norwegen: Wir werden Breivik nie verstehen

Svein Holden, der Staatsanwalt im Breivik-Prozess, hat auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert. Das ist richtig. Knapp unter der Oberfläche des vermeintlichen politischen Täters beginnt eine andere Welt.

Der norwegische Amokläufer Anders Breivik soll in die Psychiatrie kommen, wenn es nach dem Staatsanwalt geht. Viele Norweger wird das empören, denn Breivik hat 77 Menschen umgebracht und ist ohne Reue. Trotzdem ist das Plädoyer des Staatsanwalts nachvollziehbar. Zwar gibt es weder einen Bluttest noch eine Röntgenaufnahme, mit der sich eine psychische Krankheit beweisen lässt. Auch wirkt Breivik nicht so, wie man sich „Verrückte“ vorstellt. Aber es gibt Indizien dafür, dass er psychotisch ist und es zum Zeitpunkt der Tat auch war. Breivik lebt in einer von Verfolgungswahn beherrschten Parallelwelt, in der er als Mitglied eines fiktiven Tempelritterordens gegen das Böse kämpft. Gewiss, er hat seine Tat geplant, ein ebenso umfangreiches wie wirres Manifest verfasst und sieht sich als politischer Gefangener. Das jedoch spricht nicht gegen eine Psychose. Sondern dafür, dass er seinen Wahn organisiert, das unheimliche Geschehen in seinem Inneren in ein Weltbild projiziert hat. Gleichzeitig deuten sein bizarres Auftreten und Verhalten, seine merkwürdige Entrücktheit nach der Tat und der völlige Mangel an Empathie darauf hin, dass knapp unter der Oberfläche des vermeintlich politischen Täters Breivik eine andere Welt beginnt. Jenseits der psychologischen Erklärungen, die in der Tat den Ausdruck von Narzissmus oder Größenwahn sehen. Breiviks Welt ist grausam und dunkel. Wir werden sie nie verstehen.

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