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Putin in Dresden: Orden für den Spion

Wladimir Putin erhält den "Sächsischen Dankesorden". Viele Dresdner sind empört, dass wegen hochfliegender PR-Erwägungen alle Gebote der Vernunft über den Haufen geworfen werden.

Von Matthias Schlegel

Wladimir Putin kommt am Freitag nach Deutschland. Er trifft die Kanzlerin, besucht die Grüne Woche und fährt am Abend nach Dresden. Das nicht etwa, um in Erinnerungen an seinen viereinhalbjährigen Geheimdienstjob in der Elbestadt zu schwelgen. Vielmehr folgt er der Einladung zum Semperopernball, wo er nicht nur das Tanzbein schwingen, sondern auch noch den „Sächsischen Dankesorden“ entgegennehmen soll. Das Schmuckstück aus hochkarätigem Gold wird er wegen seiner Verdienste um den deutsch-russischen Kulturaustausch erhalten. Sagt der Vorsitzende des Opernball-Vereins. Viele Dresdner sind darüber mehr als verwundert. Nicht nur weil sie von den herausragenden Aktivitäten Putins für den Kulturaustausch bislang wenig bis überhaupt nichts mitgekriegt haben. Sondern auch, weil sie gerade ein wenig in Sorge sind, sie könnten bald in ihren Wohnungen frösteln, wenn russisches Erdgas weiterhin nicht den Weg nach Dresden findet. Und damit hat Putin ja irgendwie zu tun. 2006 war der damalige russische Präsident schon mal in Dresden. Da hatten ihn Protestplakate mit dem Bildnis der ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja empfangen. Spätere Ereignisse wie der Kaukasuskonflikt waren nicht geeignet, die Zuneigung zum einstigen KGB-Oberstleutnant zu befördern. Viele Dresdner sind empört, dass wegen hochfliegender PR-Erwägungen alle Gebote der Vernunft über den Haufen geworfen werden. Dem ist schwer zu widersprechen. sc

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