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Meinung: Rache leicht gemacht

Rache ist was leicht Verständliches. Sie hält den Nahostkonflikt zuverlässig am Kochen und unterhält arabische Familienclans in Neukölln – doch was hat sie mit dem Boxsport zu tun?

Rache ist was leicht Verständliches. Sie hält den Nahostkonflikt zuverlässig am Kochen und unterhält arabische Familienclans in Neukölln – doch was hat sie mit dem Boxsport zu tun? Allenthalben lesen wir jetzt, Witali Klitschko habe seinen Bruder „gerächt“, und zwar durch das langsame Massakrieren eines gewissen Corrie Sanders; doch der Mann, der kurz zuvor Witalis Bruder platt gemacht hatte, hieß Lamon Brewster. Rache, so schließen wir daraus, benötigt neuerdings kein spezifisches Ziel mehr im Sinne präziser Vergeltung Auge um Auge, sondern hat allgemein mit Draufhauen zu tun, und zwar auf irgendwen, der gerade in der Nähe ist. Eisenfaust Witali hätte also ebenso gut den ukrainischen Präsidenten vermöbeln können oder die nächstbeste Gemüsefrau, er hätte ein Auto an der Ecke zu Klump hauen oder seine Dissertation zerreißen können, und das ist unter zivilisatorischen Aspekten keine gemütliche Aussicht. Zumal ja nur wenige Rachsüchtige die Möglichkeit haben, vorher einen Arzt, ein paar Sanitäter und das Fernsehen heranzuschaffen. Wir zum Beispiel würden uns gern irgendwo für die KlitschkoWerbespots im Fernsehen erkenntlich zeigen und die Glotze aus dem Fenster werfen. Aber wird uns jemand glauben, dass das nichts als vollkommen legale Rache war?

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