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Ensaf Haidar, die Frau des saudischen Bloggers Raif Badawi, kämpft weltweit für dessen Freiheit.

© dpa

Raif Badawi: Verleihung in Abwesenheit

Der inhaftierte saudi-arabische Freiheitskämpfer erhält den Sacharow-Preis der EU. Ein Porträt

Ensaf Haidar, die Ehefrau von Raif Badawi, hat kürzlich ein Buch veröffentlicht: „Freiheit für Raif Badawi. Die Liebe meines Lebens“. Haidar ist keine Schriftstellerin, der Stil des Buches ist schlicht, aber dennoch ist es eminent wichtig. So wichtig wie der Sacharow-Preis, den das EU-Parlament soeben dem 31-jährigen saudi-arabischen Raif Badawi verliehen hat. Alle Öffentlichkeit der Welt ist wichtig, um den Mann vor der grausamen Justiz des saudischen Königreichs zu schützen.

50 Stockhiebe hat er schon erhalten

Badawi ist Blogger und hat sich das Internet zu eigen gemacht, um für Meinungsfreiheit und Toleranz zu plädieren – eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber nicht in seiner Heimat. 2012 wurde der dreifache Vater inhaftiert, zu zehn Jahren Haft verurteilt, dazu zu einer sechsstelligen Geldstrafe und zu eintausend Stockhieben. 1000! 50 hat er schon erhalten. Weil danach sein Gesundheitszustand weitere Hiebe nicht zuließ, wurden die restlichen Schläge bislang ausgesetzt. Vielleicht auch, weil die weltweite Empörung so groß war, auch die politische, unter anderem die von 150 EU-Abgeordneten und Kanzlerin Angela Merkel. Das hindert das Regime allerdings nicht, ihm nun weitere, wahrscheinlich tödliche Stockhiebe anzudrohen.

Badawi ist Wirtschaftswissenschaftler, er weiß, dass 700 deutsche Unternehmen Geschäfte mit dem menschenverachtenden Regime machen und dabei allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres ihre Exporte in das Land um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert haben, um 4,8 Milliarden US-Dollar. Man könnte meinen, das wäre ein guter Hebel, um Badawis Freilassung zu erzwingen. Aber Geschäft ist Geschäft und nicht moralisch.

Badawi bleibt inhaftiert, seine Frau lebt mit den drei Kindern im Exil in Kanada und bemüht sich mit weltweiten Appellen um sein Leben. Und Badawis Schuld? Abgesehen davon, dass nichts in der Welt eine solche Strafe rechtfertigt, hat er sich auch nichts zuschulden kommen lassen. Außer, dass er öffentlich für Menschenrechte eingetreten ist auf seinem Internetforum „Die saudischen Liberalen“. Das hat nun das EU-Parlament gewürdigt. Die nach dem verstorbenen russischen Dissidenten und Physiker Andrej Sacharow benannte Auszeichnung ist mit 50 000 Euro dotiert und wird am 16. Dezember in Straßburg verliehen – mit großer Wahrscheinlichkeit in Abwesenheit des Preisträgers.

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