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Noch stehen die drei As für Deutschland, die Ratingagentur Moody's senkte allerdings den Ausblick auf "negativ".

© dpa

Ratingagenturen: Wir sollten Moody's zuhören

Moody's schätzt den Ausblick für Deutschlands Kreditwürdigkeit negativ ein. Das Rating ist keine Neuigkeit – und verdient trotzdem Beachtung.

Nein, eine Neuigkeit hat Moody’s nicht verkündet. Die Ratingagentur spricht aus, was alle seit Wochen und Monaten wissen: Es ist unsicher, wie die Euro-Krise ausgeht und ob Griechenland Mitglied der Währungsgemeinschaft bleibt, bleiben kann. Und: Es könnte sein, dass auch Spanien und Italien mehr Unterstützung brauchen. Schließlich: Selbst die deutsche Wirtschaftskraft lässt sich nicht unendlich strapazieren.

Dass angesichts dieser Lage die Bestnote AAA mit einem negativen Ausblick gekoppelt wird, kann kaum überraschen. Und das tut es auch nicht: Zehnjährige Bundesanleihen werden zu den gleichen Konditionen gehandelt wie vorher. Innerhalb der Euro-Zone hat jetzt nur noch Finnland ein besseres Rating – aber relevant ist dieser feine Unterschied wohl kaum. Finnland wird die Krise sicher nicht lösen.

Trotzdem wäre es falsch, die neue Beurteilung der Moody’s-Experten schnell vom Tisch zu wischen. Es ist immer gut, alle Meinungen zu kennen. „Die Bundesregierung nimmt das zur Kenntnis.“ Das hat der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter hoffentlich nicht nur so dahin gesagt. Das Rating zur Kenntnis nehmen, sich ernsthaft damit beschäftigen, sollten sich das Finanzministerium und das Kanzleramt schon.

Denn dass es so starke Wellen in der Öffentlichkeit schlägt, zeigt auch, wie wenig sicher sich die Menschen sind, dass der von der Bundesregierung eingeschlagene Kurs wirklich und wahrhaftig richtig ist. Man hat alle Argumente gehört: dass Deutschland am meisten vom Euro profitiert und am meisten unter seinem Ende litte, dass ein Austritt Griechenlands gefährliche Folgen für Italien und Spanien hätte und so weiter. Nur: Skepsis beschleicht nicht nur Wirtschaftsminister Philipp Rösler. Wie alternativlos ist das alles wirklich?

Zumindest bietet auch die Opposition keinen anderen Kurs in der Euro-Frage an. Es gibt also tatsächlich keine Alternative. Darauf hinzuweisen, greift aber angesichts der wachsenden Skepsis zu kurz. Es fehlt nicht an Argumenten und Zahlen, es fehlt am Glauben daran. Und vielleicht ist der ganze Ansatz einfach nicht überzeugend. Es gibt ja nicht die eine Rechnung, die man aufmachen kann, um zu sagen, ob sich der Euro für Deutschland lohnt oder nicht. Es lässt sich nicht alles in einer Excel-Tabelle fassen und saldieren. Zu vermitteln ist, dass dieses Europa auch und besonders das Europa der Deutschen ist: wahrlich kein perfektes Gebilde, aber doch ein unermesslicher Fortschritt zum Europa vergangener Jahrhunderte.

Was wäre denn wirklich die Alternative zu Euro und EU? Es wäre eine Welt, die von den USA und China bestimmt wird, in der Deutschland allenfalls so viel zu sagen hat wie Japan – zum Beispiel in der Klimapolitik und in Handelsfragen. Die Lage ist also nicht besser, als Moody’s behauptet, sondern eigentlich schlechter. Denn dass die Regierenden in Brüssel und Berlin, in Athen, Rom und Madrid sich tatsächlich vollständig bewusst wären, wie sehr dieser Herbst über die Zukunft ihrer Kinder und Kindeskinder entscheidet – nun, da können einem Zweifel kommen.

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