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Meinung: Rauchen nützt der Gesundheit

Schröders blauer Dunst, oder: Warum Enthaltsamkeit den kranken Kassen schadet

Seine Eltern könne er nicht leiden, hatte Günter Eich mal gedichtet: „Vater Staat“ und „Mutter Natur“. „Vater Staat“ ist es, der uns als Wegelagerer mit Steuern überfällt. Und mit Steuererhöhungen – kurz nachdem er uns hoch und heilig versprochen hat, dass es keine geben werde. „Mutter Natur“ wiederum ist es, die uns mit Süchten ausstattet, der Sucht, gegen die eigene Gesundheit rücksichtslos anzurauchen. Oder der Sucht, mit dem eigenen Auto so lange ins Grüne zu rasen, bis es das Grüne nicht mehr gibt.

Der Staat, einerseits, braucht Geld. Der Staat, andererseits, macht sich Sorgen um unser Wohl und Wehe. Der rot-grüne Schröder-Staat braucht besonders viel Geld, weil es an allen Ecken und Enden fehlt, bei den Arbeitsplätzen besonders drastisch und damit auch bei den Steuern. Not macht erfinderisch. Und so erfindet unsere Regierung gerade dann Steuer-Erhöhungen, wenn sie auf Ehre und Gewissen geschworen hat, keine Steuern zu erhöhen.

Wie geht das? Bei der Erhöhung der Tabaksteuer geht das so, dass der Kanzler die drastische Heraufsetzung der Zigarettenpreise um einen Euro pro Päckchen zur gesundheitspolitischen Maßnahme erklärt. Keine Steuer, nein, eine gesundheitspolitische, fürsorgliche Maßnahme. Die Unverfrorenheit dieser Erklärung ist bewundernswert.

Folgen wir ihrer Logik mal kurz zum Spaß. 7,5 Milliarden Mehreinnahmen, so heißt es, verspricht sich Schröder von der Steuererhöhung, die keine ist, sondern, richtig verstanden, eine Gesundheitsmaßnahme. Aber wenn die Steuererhöhung wirklich keine ist, sondern als Gesundheitsmaßnahme greift, dann zahlen die gesundheitsgefährdeten Raucher keinen Euro mehr pro Packung, sondern gewöhnen sich das Rauchen ab. Dann wäre die Gesundheit gerettet, der Staat aber hätte keine Mehreinnahmen und könnte mit der Tabaksteuer nicht, wie heilig und scheinheilig versichert wird, beispielsweise das Mutterschaftsgeld finanzieren.

Was bleibt dem armen, aber gewissenlosen Raucher? Entweder er lebt künftig, ehe er sich von der Steuerschraube strangulieren lässt, gesund und verzichtet aufs Rauchen. Dann ist sein Verhalten egoistisch und nur auf die eigene Gesundheit bedacht, es schadet dem Staat, der bei Steuern ohnehin nichts mehr zu lachen hat. Also muss der Raucher seine Gesundheit hintanstellen und weiter so rauchen wie bisher, damit er dem Staate so dient, wie es dieser erwarten kann, damit er seine kranken Kassen auffüllen kann im Dienste der Gesundheit. Raucht euch krank, damit das Gesundheitswesen gesundet! Dieses Opfer auf dem Altar der Haushaltskonsolidierung sollte jeder bringen.

Auf den Zigarettenpackungen müsste logischerweise künftig stehen, dass Rauchen zwar der Gesundheit schade, aber dem Bestand der rot-grünen Regierung nütze. „Rauchen für Eichel!“ wäre ein schöner Slogan. Und vielleicht wäre es nicht schlecht, auch der Öko-Steuer wegen etwas kräftiger aufs Gaspedal zu treten, um steuertechnisch gegen die Umwelt vorzugehen und der Öko-Steuer zuliebe der Natur zu schaden.

Angesichts dieser schizophrenen Erklärungsversuche, mit denen die Regierung den Bürgern neue Steuern als Nichtsteuern verkaufen will, ist es kein Wunder, dass immer weniger Menschen diesen Stiefvater Staat auch nur respektieren – von Liebe ganz zu schweigen. Der Staat macht uns wieder einmal blauen Dunst vor. Non olet? Die Rauchersteuer stinkt ganz schön.

Hellmuth Karasek

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