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Meinung: Reif für den Betriebsrat

Erich Klemm hat äußerlich wenig von einem Arbeitnehmervertreter und viel von einem Topmanager: dunkle Anzüge, selbstsicheres Auftreten, gigantische Zahlen fest im Blick. Nun ermittelt der Staatsanwalt gegen ihn – doch halt: Der Fall Klemm hat nach heutigem Kenntnisstand nichts, aber auch gar nichts mit den Korruptionsaffären bei Volkswagen und Infineon und sonstwo gemein.

Erich Klemm hat äußerlich wenig von einem Arbeitnehmervertreter und viel von einem Topmanager: dunkle Anzüge, selbstsicheres Auftreten, gigantische Zahlen fest im Blick. Nun ermittelt der Staatsanwalt gegen ihn – doch halt: Der Fall Klemm hat nach heutigem Kenntnisstand nichts, aber auch gar nichts mit den Korruptionsaffären bei Volkswagen und Infineon und sonstwo gemein. Ein Rechtsanwalt hatte Ende vergangenen Jahres eine Strafanzeige eingereicht: wegen Nötigung. Er wirft dem Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats vor, den Vorstand zu einer dem Konzern schadenden Vereinbarung genötigt zu haben. Selbst DaimlerChrysler selbst, also der vermeintlich Geschädigte, hält den Vorwurf für „absoluten Quatsch“. Wenn also nichts nachkommt, dann dürfte der Staatsanwalt seine Ermittlungen schon bald einstellen. Der Fall Klemm zeigt aber etwas ganz deutlich: Was es heißt, in der heutigen Zeit die Interessen der Arbeitnehmer eines großen, bedrängten Konzerns zu vertreten. Aussitzen und mit Streik drohen, das funktioniert eben nicht mehr. Klemm verkörpert den Typus eines modernen Gewerkschafters, an dem letztlich das einzigartige deutsche Modell der betrieblichen Mitbestimmung hängt. Diese Last der Verantwortung kostet sicher manchen Schlaf, die Strafanzeige sollte es nicht.mod

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