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Ronaldo erklärt seinen Rücktritt vom aktiven Profi-Fußball.

© AFP

Ronaldo tritt ab: "Ich kann nicht mehr, es ist Zeit"

Nach 18 Jahren Profi-Fußball hat sich Brasiliens Stürmerstar Ronaldo endgültig vom Rasen verabschiedet. Der 34-Jährige erklärte am Montag in São Paulo das Ende seiner aktiven Fußballer-Laufbahn.

Starr steht Ronaldo Luís Nazário de Lima, kurz Ronaldo, im Juli 1998 auf dem Rasen des Pariser Stade de France. Seine Augen spiegeln die innere Leere wider. Um den Hals hat Ronaldo seine Schuhe gehängt, während auf den Rängen 80 000 Franzosen den ersten WM-Titel für ihr Land feiern. In der Nacht vor dem Finale soll Ronaldo von epileptischen Anfällen heimgesucht worden sein. Die Geschichte wird nie aufgeklärt, sicher ist nur, dass sein Körper streikt. Zum ersten aber nicht zum letzten Mal während seiner Karriere muss Ronaldo diese Erfahrung machen. Zuvor war der Angreifer wie ein Wirbelwind durch die gegnerischen Strafräume gefegt. Er ist der Sportheld des ausgehenden 20. Jahrhunderts – und Niederlagen kennt er nur vom Hörensagen.

Ronaldos Laufbahn erlebt im Anschluss an das Finale von Paris so ziemlich alle Höhen und Tiefen, die der Profisport bereithält. Immer wieder kapituliert sein Körper, doch Ronaldo kämpft sich nach jeder Verletzung zurück und führt Brasilien 2002 mit acht Toren im Alleingang zum WM-Titel. Auch Oliver Kahn bekam im Finale die Treffsicherheit des Stürmers zu spüren. Mit 15 Toren bei Weltmeisterschaften hält Ronaldo bis heute den Rekord.

Abseits des Fußballs läuft es dagegen schlechter. Es gibt Zeiten, da fällt Ronaldo mehr durch sein ausschweifendes Privatleben auf als durch den Sport. Zu seiner Verlobung mit dem brasilianischen Model Daniela Cicarelli lässt der Fußballer seine Mannschaftskollegen von Real Madrid per Privatjet einfliegen. Das Fest auf einem pompösen Anwesen bei Paris kostet Millionen. Ronaldo liebt das Glamourleben: Neben Frauen und Parties schätzt er die gute Küche. In den späten Jahren seiner Karriere wird Ronaldos Gewicht immer mehr zum Problem. Die Debatte schmerzt den ehemals schnellsten Fußballer der Welt. Gekränkt flüchtet Ronaldo 2009 in seine brasilianische Heimat zu Corinthians Sao Paulo. Hier erlebt er mit dem Gewinn der Paulista-Meisterschaft einen letzten Höhepunkt.

Gestern nun erklärte der 34-Jährige seinen Rücktritt: „Ich beende meine Fußballkarriere“, sagte Ronaldo auf einer Pressekonferenz unter Tränen. Die Nachricht kam nicht überraschend, bereits im Vorfeld hatte er erklärt: „Ich kann nicht mehr. Ich will weitermachen, aber ich kann es nicht mehr – es ist Zeit.“ Eine Schilddrüsenkrankheit und Verletzungen seien der Grund. Sein Körper hatte erneut Warnsignale gesendet – und diesmal nahm er sie ernst. Sebastian Stier

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