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Meinung: Russland und USA: Abrüstung auf Amerikanisch

Die Strategie der Bush-Regierung geht auf. Stelle dich mit Russland gut, dann lullst du leichter die Europäer ein: So heißt der US-Plan, an dessen Ende der Aufbau eines Raketenabwehrschirmes steht.

Die Strategie der Bush-Regierung geht auf. Stelle dich mit Russland gut, dann lullst du leichter die Europäer ein: So heißt der US-Plan, an dessen Ende der Aufbau eines Raketenabwehrschirmes steht. Schon im vergangenen Monat, als der amerikanische Präsident seinen Kollegen aus Moskau zum ersten Mal traf, war er bemüht, das Eis mit einem Flammenwerfer aufzutauen. Er habe Wladimir Putin "ganz tief in die Seele geschaut", gab George W. Bush anschließend zu Protokoll und deklarierte die Begegnung in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana als den Beginn einer lange währenden Freundschaft. Der Dramaturgie seiner ersten Europa-Reise kam das ebenso zugute, wie es das jetzt bei seiner zweiten tut. Eigentlich ist der Trick recht simpel. Erst wird die Peitsche geschwungen, dann der Zucker gereicht. Am Anfang lässt sich Bush als arroganter Starrkopf beschimpfen, und zum Schluss freuen sich alle, dass die Chemie wenigstens mit Russland stimmt. Diesmal, in Genua, traten die Vertreter der beiden größten Nuklearmächte erneut als unzertrennliches Duo auf. Im Herbst will Putin sogar nach Texas reisen, auf die Ranch seines Kumpels. Solche Szenen bleiben langfristig nicht ohne Wirkung. Ziemlich bald werden die europäischen Nato-Verbündeten mit ihrer Dauerkritik an der Raketenabwehr - von wegen Rüstungsspirale und so - wie Nörgler wirken. Ganz am Ende der Kette steht zwar immer noch China. Aber auch in dieser Frage kalkulieren die Amerikaner recht raffiniert: Wenn Russland im Boot sitzt und die Alliierten besänftigt sind, wird auch Peking seinen Widerstand gegen die amerikanische Raketenabwehr nicht mehr lange durchhalten.

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