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Meinung: Sachdienliche Hinweise

Von Werner van Bebber

Plötzlich scheint es einen Wettbewerb um das beste Mauermahnmal zu geben. Die Kreuze am Checkpoint Charlie bewegen die Leute, auch wenn das Pathos und die Oberflächlichkeit nicht jeden überzeugen. Am Brandenburger Tor soll es ebenfalls einen Ort des Erinnerns geben. Das wollen schon jetzt so viele Abgeordnete, dass sich der Bundestag mit dem Gruppenantrag von vier Abgeordneten von SPD, Grünen, CDU und FDP befassen muss. Der Ort soll an die Teilung und die Toten der Mauer erinnern, aber auch an die Freude über das Ende der Teilung. Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) hat sich in Sachen Geschichte, Gedenken und Erinnern bislang eher auf Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht konzentriert. Nun wird er Mühe haben, die Initiativen und das bereits Vorhandene zu einem Konzept zu verbinden.

Im Grunde ist es nicht mal Flierls Schuld, dass er in Ruhe den Heldinnen und Helden des Linkssozialismus huldigen konnte. Die Mauer war lange Jahre nicht gefragt. Dass sie es jetzt wieder ist, liegt an der Radikalität, mit der die mauergeschädigten Berliner sie aus ihrer Stadt getilgt haben. Das aber hilft Touristen nicht und auch nicht den Jungen, die wenigstens in Ansätzen sehen wollen, was die Teilung aus Berlin gemacht hat – an den Orten, deren Namen jeder kennt und die fast jeder BerlinReisende auch besucht.

Man wird es nicht allen recht machen können. Das künstlerisch anspruchsvolle Mauergedenken an der Bernauer Straße sagt so wenig über die brutale Ödnis des Todesstreifens wie die Installation am Checkpoint. Die vier Abgeordneten machen keinen Gestaltungsvorschlag. Sie denken an einen Ort am Brandenburger Tor, der auf die anderen Gedenkorte verweist und mit einer Foto- Ausstellung vorhandenes Interesse stärkt. Gute Idee.

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