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Annette Schavan, CDU.

© dpa

Schavans Doktorarbeit: Urteil und Vorurteil

Zu welchem Ergebnis die zuständigen Gremien der Universität Düsseldorf in Bezug auf Schavans Doktorarbeit auch kommen werden: Der Uni einen Maulkorb durch Anwälte erteilen zu lassen, ist nur auf den ersten Blick geschickt.

Alt-Bischof Wolfgang Huber hat Schavan schon freigesprochen. Mit „Zitatklauberei“ dürften „keine Geschäfte gemacht werden“. „Nicht schuldig“, erklärt auch Kardinal Karl Lehmann. Weitere konservative Professoren treten mit feinsinnigen Gegenexpertisen in den Medien auf. Zu Hilfe kommen Schavan auch die Spitzen von Charité und Helmholtz-Gemeinschaft – und sei es nur, weil der Rücktritt der Ministerin die angestrebte Teilfusion in der Berliner Forschung behindern würde. Bei der SPD und den Grünen sieht man das natürlich ganz anders: Schavan soll einpacken.

Die Bundesbildungsministerin hat nun ein Redeverbot verhängt. Aber nicht etwa, um die vielen Ferndiagnostiker mit ihren nervigen Vorverurteilungen und Vor-Freisprüchen zum Schweigen zu bringen. Vielmehr haben Schavans Anwälte der Uni Düsseldorf untersagt, ohne ihre Zustimmung auch nur ein Wörtchen über die Angelegenheit verlauten zu lassen. Das scheint auf den ersten Blick geschickt.

Schließlich hat sich die Uni mit ihrer Verfahrensweise angreifbar gemacht. Selbst wenn die zuständige Kommission nun nachsteuert und die Schwächen des Verfahrens korrigiert, darf sie die Öffentlichkeit darüber nicht mehr informieren. Der Eindruck bliebe bestehen, das Vorgehen der Uni sei merkwürdig. Gesetzt den Fall, die Uni bemängelt die Arbeit der Ministerin tatsächlich – das Ergebnis bliebe zweifelhaft. Das wiederum wäre gut für Schavan.

Doch die Politikerin übersieht etwas. Was macht es für einen Eindruck, wenn die Bundesbildungsministerin einer freien Universität ein Redeverbot erteilt?

Warum sollte die Uni nicht mitteilen dürfen, ob sie weitere Gutachter beauftragen will und aus welchen Disziplinen diese kommen – wenn die Akzeptanz des Verfahrens doch davon abhängt? „Ich werde kämpfen. Das bin ich mir und der Wissenschaft schuldig“, hat Schavan gesagt. Warum eigentlich der Wissenschaft? Diese pathetische Vereinnahmung erscheint im Licht des Maulkorbs erst recht unangemessen.

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