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Schlöndorffs Defa-Kritik: Blech getrommelt

Volker Schlöndorff hat seine Bekanntheit genutzt, um sich medienwirksam über die "furchtbaren" Defa-Filme aufzuregen. Eine Übertreibung, wie er selbst zugibt, entschuldigen könnte er sich dennoch.

Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff ist ein unerschrockener Mann, auch als Wessi im Osten. Nach dem Mauerfall versuchte er sich als Retter der legendären Babelsberger Filmstudios, skizzierte in „Die Stille nach dem Schuss“ das Seelenleben einer in die DDR abgetauchten RAF-Terroristin und brach in „Strajk“ eine Lanze für eine Solidarnosc-Heldin, auch wenn die echte Heldin damit nicht einverstanden war. Nun hat Schlöndorff ganz unerschrocken erklärt, die Defa- Filme seien furchtbar gewesen. Dann betont er nachträglich, dass er sich – bewusst übertreibend – bloß an die Wahrnehmung ostdeutscher (und westdeutscher!) Filme des Pariser Studenten Schlöndorff erinnerte und dass er großartige Filme wie „Spur der Steine“ oder „Jakob der Lügner“ erst später entdeckte, wie viele andere Westdeutsche auch. Dennoch macht der Zusatz, wer ihn, Schlöndorff, kenne, kenne auch seinen Tonfall, die Sache erst ärgerlich. Schlöndorff ist berühmt, seine Worte haben Gewicht. Aber er sagt: Es sind nicht meine Worte, sondern die Ohren der Anderen, in denen es schrillt. Der Regisseur, der gerade für seine Verdienste um die deutsch-französische Kultur geehrt wurde, könnte sich um die deutsch-deutsche Kultur verdient machen, indem er sich ganz unerschrocken entschuldigt.

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