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Meinung: Schluss mit Hertha – neuer Verein für Berlin

Leserbrief zum „Phänomen Hertha BSC“ Vielleicht ist das Elend des Hertha BSC ja die Chance für einen Neuanfang. Seit 20 Jahren lebe ich in der Stadt, interessiere mich sehr für Fußball, war schon häufiger im Stadion, aber zu keiner Zeit ist es mir gelungen, mich für all das, wofür Hertha steht, zu begeistern.

Leserbrief zum „Phänomen Hertha BSC“

Vielleicht ist das Elend des Hertha BSC ja die Chance für einen Neuanfang. Seit 20 Jahren lebe ich in der Stadt, interessiere mich sehr für Fußball, war schon häufiger im Stadion, aber zu keiner Zeit ist es mir gelungen, mich für all das, wofür Hertha steht, zu begeistern.

Das beginnt schon mit dem Namen: Die „alte Dame Hertha BSC“. Steht das für Hauptstadt, für Internationalität, für Dynamik, für Erfolg, für Modernität? Das steht für biedere Provinz – wen will man mit einem solchen Image begeistern? Dann das handelnde Personal: Ob Preetz, Hoeneß oder alle anderen, die sich versucht haben – keinem ist es gelungen, dem Verein in Berlin und überregional ein positives Image zu verpassen, kein offensives Marketing, keine Spielerpersönlichkeiten. Wie auch, wenn es keine Sympathieträger gibt, nirgendwo, auch nicht bei den Spielern. Arne Friedrich war weit und breit der einzige, alle anderen fielen nur durch spätpubertäres Discoverhalten auf oder wurden schnell wieder verkauft.

Der Verein schwankt im Ansehen der Republik zwischen selbstüberschätztem und schlecht gemanagtem Dilettantenklub und Mitleidsnummer. Ihm fehlt jegliche Verwurzelung im deutschen Profifußball als klar erkennbare Größe mit eigener Identität.

Es ist ein Trauerspiel für die Hauptstadt. Alba hat es verstanden, eine Marke im Basketball zu begründen, die Füchse sind auf dem Weg dahin. Die Eisbären sind wahre Meister in dieser Disziplin, die es zudem verstanden, die Ost-West-Brücke zu schlagen. Selbst Union kann Vorbild sein im Ausmaß der Begeisterung und der Beteiligung der Fans. Aber wir brauchen keinen Westklub als Alternative für Union und ich sehe auch Union nicht als Klub für Gesamtberlin. Wir brauchen einen modernen, sympathischen, bescheidenen, aber selbstbewussten Hauptstadtverein, der Telekom Bayern mittel- und langfristig Paroli bieten kann, vielleicht ja Vodafone Berlin. Das wäre zudem jünger, dynamischer und internationaler als die alte Dame Telekom ...

Jedenfalls nicht Hertha. Absteigen und alles neu zu gestalten, wäre die große Chance, weitere und größere Kreise in Berlins Bevölkerung anzusprechen und zu begeistern. Ich will ja Fan sein, aber ich brauche die Chance dazu. Auf geht’s mit den Berlin Capitals und Schluss mit der alten Dame! Der Abstieg wäre eine große Chance für einen Neuanfang – bittere Medizin mit Genesungschance.

Norman Castendyck,

Berlin-Wilmersdorf

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