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Meinung: Schwangerenberatung: Auch der letzte Weg führt nach Rom

Es kam, wie es kommen musste. Oder etwa nicht?

Es kam, wie es kommen musste. Oder etwa nicht? Nun wird es also auch im katholischen Bistum Limburg keine Schwangerschaftskonflikt-Beratung mehr geben, an deren Ende unter Umständen auch der ominöse "Schein" ausgestellt wurde - jener Schein also, aufgrund dessen ein Schwangerschaftsabbruch straffrei bleiben kann. Ausnahmen bestätigen die Regel - so heißt es für gewöhnlich. Rom denkt anders. Limburg handelt nicht mehr anders.

Kam es also nur, wie es kommen musste? Seit dem Herbst 1999 konnte man sagen: Ja! Denn damals kam die Order aus Rom: Die deutschen Bistümer müssen ihre Mitwirkung an der staatlich geregelten Schwangerschaftskonflikt-Beratung einstellen. Ein kurzer Brief zum langen Abschied! Der Rest war im Grunde die Abwicklung dieser Entscheidung: suave in modo, fortiter in re - hart in der Sache, nur im Verfahren etwas langatmiger, auf dass die Scherben nicht allzu laut klirren.

Einige der deutschen Bischöfe trugen ihre Bedenken in Rom vor - aber einer nach dem anderen drehte bei, bis auf Franz Kamphaus. Ihm als einzigen Bischof wurde schließlich das Jahr 2001 als letzte Frist eingeräumt. In Rom dachte man: als Frist zum Einlenken. In Limburg (und insgeheim auch anderswo) hoffte man: Als Frist, in der erprobt und nachgewiesen werden könnte, dass auch der Limburger Weg nach Rom führt - anders in der Methode, aber gleich gerichtet im Ziel: werdendem Leben eine Chance auch im Schwangerschaftskonflikt zu geben. Jetzt aber führte der römische Weg nach Limburg.

Nun sind die Reihen also dicht geschlossen. Aber wer glaubt, Einheitlichkeit sei gleich bedeutend mit Eindeutigkeit und Einigkeit, der täuscht sich. Und zwar sowohl was die Vergangenheit als auch was die Zukunft angeht.

Zur Vergangenheit: Es war schließlich die überwiegende Mehrheit der katholischen Bischöfe Deutschlands gewesen, die im System der staatlich geordneten Konfliktberatung weiter mitarbeiten wollte. Trotz schwerster Bedenken im Prinzip sahen diese Bischöfe doch in der Praxis eine Möglichkeit, unter diesen Bedingungen (und eben nur unter diesen Bedingungen) Frauen in Konflikten beratend, helfend und seelsorgerisch, also auch mahnend nahe zu bleiben.

Dafür bekamen sie im Frühsommer 1999 grünes Licht aus Rom, zunächst - wenn auch aufgrund einer ziemlich um die Ecke gedachten Sprachregelung: Die bischöflichen Beratungsstellen durften zwar weiterhin den staatlich approbierten Schein ausstellen. Sie hatten aber darauf zu vermerken: Dieser Schein berechtigt nicht zu einer straffreien Abtreibung. Im Herbst hieß es dann: Kommando zurück!

A propos Eindeutigkeit und Rom: Die historische Wahrheit gebietet es, zweierlei festzuhalten. Der Anstoß für die römische Rückwende der Kehrtwende kam aus Deutschland, genauer: aus Köln und Fulda, obwohl der Kölner Kardinal Meissner zunächst mit der Mehrheit der anderen Bischöfe gestimmt hatte. Und, Rom selber war sich nicht immer einig gewesen. Während Kardinal Ratzinger mit Meissner für das vatikanische Veto kämpfte, war der Kardinalstaatssekretär Sodano zusammen mit Karl Lehmann, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, der Ansicht gewesen, dies seien Entscheidungen, die in die pastorale Kompetenz der Bischöfe im Lande und an Ort und Stelle gehörten.

Nun zur Zukunft: Jetzt gibt es zwar keine bischöflichen Stellen mehr, die in der Konfliktberatung mitwirken, aber dafür die katholischen, von Laien getragenen Beratungsstellen namens "Donum vitae". Die Reihen der Bischöfe sind geschlossen, nicht aber die Reihen der Katholiken. Eine saubere Lösung?

Eine saubere Lösung kann es, wenn man auf allen Seiten ehrlich ist, nicht geben - auf keiner Seite. Wer in der Sphäre der Schwangerschaftskonflikte handeln will, handelt immer im Dilemma. Niemandem war dies so bewusst gewesen wie dem Limburger Bischof selber. Die Frage ist und bleibt nur: Wem wird in diesem Dilemma geholfen? Der Institution und ihrer Logik - oder den Frauen und ihrer Tragik? Gewonnen hat die Institution. Verloren hat sie viele Frauen.

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