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Meinung: Schwere Prüfung

RUSSLAND UND SEINE BEUTEKUNST

In Sachen Beutekunst gibt es zwei Nachrichten. Die schlechte zuerst: Es bewegt sich nichts. Und die gute: Die russische Rechtslage wird erneut geprüft. Das klingt zwar eher wie ein schlechter Scherz. Denn geprüft wird in der Russischen Föderation nun schon seit Jahren, erst ohne heimische Rechtsgrundlage, dann – seit 1997 – mit dem von der Duma in den Weg gerollten Hindernis eines Gesetzes, das alle als „Trophäen“ von der Roten Armee aus Deutschland in die damalige Sowjetunion verbrachten Kunstschätze schlankweg zu Staatseigentum erklärt. Doch der Hoffnungsschimmer beruht auf der Tatsache, dass es ein neuer Mann in Präsident Putins Kremlriege ist, der die „Analyse“ ankündigt und sogar durchblicken lässt, dass das DumaGesetz den höheren Ansprüchen des Völkerrechts nicht genügt. Der vor wenigen Tagen ernannte Kulturminister Alexander Sokolow, zuvor als Leiter des renommierten Moskauer Konservatoriums zumindest als fähiger Organisator hervorgetreten, mag nicht über den allergrößten Einfluss verfügen. Aber da er neu ist im Amt und unverbraucht, kann er mit frischem Schwung an die Aufgabe herangehen, den seit bald anderthalb Jahrzehnten unerfüllt gelassenen deutsch-russischen Vereinbarungen über die Rückgabe der Beutekunst endlich Genüge zu tun. Es wird zumindest für die russische Politik eine schwere Prüfung – doch immerhin: eine Prüfung. BS

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