zum Hauptinhalt

Meinung: Sechs-Punkte-Plan für Darfur

Der Konflikt in Sudan kann nur politisch gelöst werden Von Majub Salih

Die Situation in Darfur, die oft als die derzeit schwerste humanitäre Krise weltweit beschrieben wird, stellt den Sudan, seine afrikanischen Nachbarn, die Afrikanische Union, den UN-Sicherheitsrat und die Weltgemeinschaft vor eine dramatische Herausforderung. Alle Versuche, den Konflikt zu schlichten und diese riesige Region zu befrieden und das Leid der Bevölkerung zu beenden, sind bisher fehlgeschlagen. Der Konflikt könnte jetzt sogar auf den Tschad und die Zentralafrikanische Republik übergreifen.

Viele sind der Meinung, dass die Entsendung einer internationalen Friedenstruppe mit einem robusten Mandat den Konflikt beenden könnte. Dabei handelt es sich bei Darfur um ein komplexes politisches, ökonomisches, soziales Problem, dem nicht zuletzt auch durch die unterschiedlichen Stammesinteressen militärisch nicht leicht beizukommen ist. Es ist deshalb viel wichtiger, dass ein politischer Prozess in Gang gesetzt wird. Eine Militärmission in einer Region von der Größe Frankreichs ohne ein Friedensabkommen würde die Lage nur verschlimmern. Solche Truppen würden zu leicht zwischen die Fronten geraten und damit Teil des Problems werden, statt zu einer Lösung beizutragen. Eine internationale Friedenstruppe wird gebraucht – aber erst nach Unterzeichnung eines Friedensabkommens.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen alle beteiligten Seiten an den Verhandlungstisch gebracht werden und auf die notwendigen Schritte verpflichtet werden. Eine solche Road Map sollte mindestens folgende Punkte umfassen:

1. Die internationale Gemeinschaft muss anhaltenden Druck auf die Regierung in Khartum und die Rebellen ausüben, einer sofortigen und international kontrollierten Waffenruhe zuzustimmen. Andernfalls müssten sie umgehend mit Sanktionen rechnen.

2. Die Rebellengruppen müssen gezwungen werden, sich untereinander zu einigen und eine einzige Verhandlungsdelegation zu bilden, mit einer Agenda und einer Verhandlungsstrategie. Zuletzt traten bei Verhandlungen drei Gruppierungen auf, seitdem kam es zu weiteren Aufsplitterungen. Es ist unmöglich, ein Abkommen mit zwölf konkurrierenden Parteien auszuhandeln.

3. Alle Seiten müssen die klare Bereitschaft zeigen, ernsthaft und offen zu verhandeln. Es sollte so lange getagt werden, bis eine Einigung zustande gekommen ist. Das Abuja-Abkommen hat viele der umstrittenen Fragen beantwortet. Die übrigen noch ungeklärten sind nicht so schwer zu lösen. Doch dabei ist die Hilfe eines Vermittlers dringend notwendig. Die internationale Gemeinschaft sollten eine hochrangige Delegation entsenden und eine Gruppe von Experten mit Erfahrung in der Beilegung von solchen Konflikten.

4. Die internationale Gemeinschaft muss bereit sein, einen glaubwürdigen Aufbauplan finanziell zu unterstützen. Schließlich ist die ökonomische Unterentwicklung der Region eine der Hauptursachen des Konflikts.

5. Nicht alle Bewohner Darfurs haben sich an dem Aufstand beteiligt. Die Stämme, die nicht mitgekämpft haben, sollten nicht außen vor bleiben. Solange nicht auch sie Teil eines Abkommens sind, wird es keinen dauerhaften Frieden geben. Nur eine Konferenz, an der alle Seiten in Darfur beteiligt sind, kann sicherstellen, dass der Prozess von Dauer sein wird.

6. Darfur ist ein Problem des Sudans und alle Sudanesen müssen ausreichend politischen Willen und Entschlossenheit zeigen, damit dieser teuflische und zerstörerische Krieg an ein Ende kommt. Ohne eine solche Verpflichtung wird auch die internationale Gemeinschaft dem Sudan nicht helfen können.

Der Autor ist Chefredakteur der Zeitung „Al Ajam“ in Khartum. Aus dem Englischen übersetzt von Moritz Schuller.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false