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Seehofer und die CSU: Ruhig, Zorro

Horst Seehofer, ganz souverän, bändigt die Krise wie ein Reiter sein wildes Pferd. Der Zorro der CSU schickt erst die Schuldigen am historischen Desaster der Partei in die Wüste und verlangt als neuer, starker Mann personelle Konsequenzen von der gebeutelten Bayrischen Landesbank.

Horst Seehofer, ganz souverän, bändigt die Krise wie ein Reiter sein wildes Pferd. Der Zorro der CSU schickt erst die Schuldigen am historischen Desaster der Partei in die Wüste und verlangt als neuer, starker Mann personelle Konsequenzen von der gebeutelten Bayrischen Landesbank. So erscheint es im Moment, so sieht sich Seehofer gern: als Rächer der Enterbten. Und am Montag ist er nicht nur CSU-Chef, sondern auch Ministerpräsident. Aber taugt der nicht mehr ganz so neue starke Mann vielleicht doch nur für den Übergang?

Noch ist die CSU ein Obrigkeitsdenkverein. Bei dem galt immer: Ihr oberster politischer Führer muss poltern können und furchtlos sein. Das kann Seehofer so gut wie Strauß und besser als Stoiber. Seehofer wird im Bund, in Berlin, anders präsent sein als Beckstein und Huber, er wird eine bessere Figur machen. Wer denkt, das werde der CDU und der Kanzlerin schaden, der irrt. Nur eine starke CSU wird viele Stimmen bekommen bei der Bundestagswahl, nur eine starke CSU wird Angela Merkel zur zweiten Amtszeit verhelfen.

Nach außen wird er also einer sein, wie ihn die CSU liebt. Kein Stoiber, der von Bayern aus glänzen wollte als Klassenbester im Bund. So klein, genauer: bis ins Kleine, denkt Seehofer nicht. Das ist ein Fehler – weil er bisher ein Krisenmanager ohne Plan ist. Nicht noch mehr Reformen wie unter Stoiber, nicht noch mehr Sparzwang, lieber ein paar Schulden machen, wie es CSU und FDP vorhaben: Das ist noch kein Plan. Und so einfach ist Glaubwürdigkeit und Vertrauen für die CSU nicht zurückzugewinnen.

Man weiß doch noch gar nicht, ob die Abwahl von der alleinigen Macht nur Ausnahme war. Oder ob es der CSU so ergeht wie vor Jahren der SPD in Nordrhein-Westfalen: dauerhaft auf ein anderes Maß gestutzt. 40 plus x wären dann Normalzustand für die CSU. Es ist schon auch so, dass die CSU wegen ihrer Arroganz gegenüber den Menschen abgestraft wurde, wegen ihrer Ignoranz, politische Fehler wie etwa beim Rauchverbot oder der Schulreform einzugestehen.

Dabei ist auch in Bayern die Welt längst komplizierter. Laptop und Lederhose waren nie so einfach zusammenzubringen, wie es der Slogan suggerierte. Auch in Bayern nimmt die Bindekraft von Kirchen, Vereinen und Verbänden rapide ab. Traditionelles Familienleben ist genauso schwierig aufrechtzuerhalten wie anderswo. Die bayerische Wirtschaft, traditionell vom Export bestimmt, wird von einer Rezession nicht verschont bleiben. Bis zur vergangenen Landtagswahl hat die CSU-Spitze das ignoriert oder geleugnet. Auch deshalb gibt es nun sechs ernst zu nehmende Parteien in Bayern, von denen fünf im Landtag sitzen. Und die Linke hat den Einzug nur knapp verfehlt.

Das ist die Lage, die Seehofer herausfordert. Will er kein Mann bloß des Übergangs sein, keiner, über den die Zeit auch schnell hinweggeht, muss er mehr Bayernpolitik machen und mehr Landesvater sein, als ihm lieb ist. Aber die Zahl der Zweifler ist hoch, ob er das kann, versöhnen und die CSU neu ausrichten. Sonst wäre er ja längst das,was er jetzt wird.

Das Obrigkeitsdenken lässt in der CSU nach. Die Wahl hat außerdem gezeigt: Die Bayern haben das „Die Partei hat immer recht“ satt. Was heißt „Mir san mir“ heute? Das zu definieren, ist Seehofers Aufgabe, selbstbewusst, nicht arrogant. Populär wird nicht gleich jeder Populist. Nur wenn Seehofer den Zorro in sich bändigt, kann er die CSU aus der Krise führen. Und Bayern gleich mit.

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