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Meinung: Selbst schuld

Von Klaus Kurpjuweit

Pünktlich wie die Eisenbahn – das war einmal. Wer heute mit der Bahn fährt, muss von vornherein damit rechnen, nicht pünktlich ans Ziel zu kommen. Besonders schlimm hat es in diesem Jahr Berlin und Brandenburg getroffen, wo zeitweise nur knapp 80 Prozent der Züge im Regionalverkehr pünktlich waren. Natürlich liefert die Bahn auch Begründungen dafür, die alle eins gemeinsam haben: Die Bahn kann nichts dafür. Weder für Baustellen, die sein müssen, weil die Gleise verschlissen sind. Oder weil der Betrieb unterbrochen werden muss, wenn Diebe Kupferkabel stehlen. Oder weil es einen Unfall gegeben hat. Doch so einfach kann es sich das Unternehmen nicht machen.

Seit langem gibt es Vorwürfe, die Bahn AG investiere zu wenig in ihr Netz und lasse die Anlagen verfallen. Die Zahl der Langsamfahrstellen steigt kontinuierlich, klagen vor allem die privaten Bahnen, die auf den Gleisen der Deutschen Bahn unterwegs sind. Und an eingleisigen Strecken hat die Bahn in den vergangenen Jahren die meisten Ausweichgleise abgebaut, wo ein verspäteter Zug den Gegenzug abwarten konnte, der dann pünktlich weiterfahren konnte. Heute verspäten sich in solchen Fällen gleich beide Züge. Und dass Fahrpläne falsch berechnet werden, wie Insider sagen, ist ein selbst verschuldetes Unding. Dass dann auch noch Baustellen nicht koordiniert werden, wundert schon gar nicht mehr. Hier kann die Bahn handeln und ihre hausgemachten Probleme beseitigen. Wenn es dann durch Dritte zu Verspätungen kommt, werden die Fahrgäste dies auch eher tolerieren. Dass es auch im Flugverkehr oder auf der Straße erhebliche Verspätungen gibt, nimmt die Bahn nicht aus der Pflicht, pünktlich zu sein.

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