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Meinung: Selbstbeschäftigung

VERDI-GEWERKSCHAFTSTAG

Wo sind sie geblieben, die 250 000? So viele Mitglieder sind der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi seit ihrer Gründung im März 2001 abhanden gekommen. Der Schwund hängt mit der Krise in wichtigen VerdiBranchen zusammen: Im Handel, bei Banken und Versicherungen sowie im öffentlichen Dienst sind Hunderttausende Arbeitsplätze gestrichen worden. Aber das ist es nicht allein. Spätestens seit vergangenen März, seit der Agenda-2010-Rede des Bundeskanzlers, hat sich der Wind gedreht im Land. Er bläst wie selten zuvor den Gewerkschaften entgegen und hat sie in die Ecke der Blockierer und Besitzstandswahrer gedrückt. Verdi-Chef Frank Bsirske hat das erkannt. Er, der von den Arbeitnehmerführern den konsequentesten Widerstand gegen die Regierungspolitik propagiert hat, räumt Defizite ein und fordert die Verdi-Mitglieder auf, eigene Positionen weiterzuentwickeln. Das ist das Mindeste, um sich wieder ins sozialpolitische Spiel zu bringen. Aber welchen Sozialstaat stellt sich die größte deutsche Gewerkschaft im Jahr 2010 vor? Die Antwort fällt schwer bei diesem bunten Haufen, in dem sich Angehörige aus mehr als 1000 Berufen organisieren. Doch zweieinhalb Jahre nach der Fusion von fünf zum Teil völlig unterschiedlichen Organisationen sollte die Zeit der Selbstbeschäftigung zu Ende gehen. Damit Bsirske seinen Zielen näher kommt: den Mitgliederschwund zu stoppen und aus Verdi eine moderne Dienstleistungsgewerkschaft mit politischem Einfluss zu machen. alf

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