zum Hauptinhalt
Glaube und Geld: Mitt Romney siegt in Florida - was vor allem seiner prall gefüllten Kriegskasse geschuldet ist.

© Reuters

Sieg über Gingrich in Florida: Romney gewinnt schmutzige Vorwahl

Mitt Romney hat seinen Sieg in Florida vor allem dem Geld zu verdanken, schreibt Martin Klingst in seiner Analyse. Und Barack Obama muss es Sorgen machen, dass der Republikaner gut bei Frauen und Hispanics ankam.

Nach vier Vorwahlen im republikanischen Auswahlwettbewerb steht es im Zweikampf Romney gegen Gingrich 2:1. So wird es wahrscheinlich auch am Ende aussehen. 1144 Delegierte braucht Romney, um auf dem Parteitag Ende August als Barack Obamas Herausforderer nominiert zu werden. Er dürfte sie bekommen.

Florida zeigte eine besonders hässliche Seite dieses Wahlkampfs: Über Sieg oder Niederlage entscheiden in erster Linie Geld und Parteimacht. Romney warf viermal mehr Geld in die Schlacht als Gingrich, rund 12 Millionen Dollar. Der Favorit für die republikanische Präsidentschaftskandidatur und seine superreichen Unterstützerkomitees (PACs) nutzten jede Gelegenheit, um Gingrich niederzumachen. 

Der Wahlkampf von Florida war auf allen Seiten ekelhaft, doch entscheidend war: Romneys Kriegskasse ist prall gefüllt, Gingrichs nicht. Zudem hat der Gouverneur die Parteioberen auf seiner Seite. Sie würden alles dafür tun, ihn in den Augen der republikanischen Wähler unwählbar zu machen.

Gingrich sieht darum seine einzige Chance in einem Aufstand gegen das Parteiestablishment. Doch die Rolle des Rebellen passt nicht zu ihm. Es ist noch nicht besonders lange her, dass er selbst zu ihnen zählte. Und die vergangenen Jahrzehnte verbrachte er im Machtzentrum Washington.

Dennoch droht das Duell lang und bitter zu werden (wie es weitergeht, hier). Am Abend seiner Niederlage von Florida verkündete Gingrich, bis zum Ende kämpfen zu wollen. Und trotzig hielten seine Anhänger Schilder mit der Aufschrift hoch: "Noch 46 weitere Staaten!"

Aber wohin sollte der Vollblutpolitiker und ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses noch stürmen? Wo könnte er Schneisen schlagen?

Auf der nächsten Seite lesen Sie, was den Ausschlag für Romneys Sieg gab, und finden Sie weiterführende Links.

Die politische Landkarte und die Mathematik lassen dafür wenig Raum. Es wird wohl wahr werden, was man seit Anfang an vermutete: Der millionenschwere Unternehmer und wendehalsige Ex-Gouverneur von Massachusetts ist aller Voraussicht nach ein ungeliebter Sieger, aber ein unvermeidlicher.

Dem Sieg in Florida kommt eine besondere Bedeutung zu. Nicht nur, weil in diesem bevölkerungsreichen Staat zwölfmal mehr Republikaner abstimmten als noch vor einem Monat in Iowa – anderthalb Millionen gegen nur 120.000.

Sondern vor allem, weil hier eine viel heterogenere Partei ihre Meinung kund tat als zuvor. Zwar sind die Republikaner am südöstlichen Zipfel der Vereinigten Staaten ebenso überwiegend weiß und männlich wie weiter nördlich, aber unter ihnen sind auch Hispanics und sogar ein paar Afroamerikaner.

Vor allem Erstere votierten mit großer Mehrheit für Romney, wie ebenso die republikanischen Frauen. Diese beiden Wählergruppen gaben den Ausschlag für Romneys hohen Vorsprung.

Das nehmen auch Obamas Wahlkampfstrategen mit einiger Sorge zur Kenntnis. Will Obama im November gewinnen, muss er nicht nur eine Mehrheit der weiblichen Wähler auf seine Seite ziehen, sondern auch die überwältigende Mehrheit der Hispanics. Schon kleine Verluste bei diesen Gruppen könnten ihm in Florida den Sieg kosten. Der Staat aber ist besonders wichtig, weil er wegen seiner vielen Einwohner auch besonders viele Wahlmänner zu vergeben hat. Obama kann es sich nicht leisten, Florida zu verlieren.

Quelle: Zeit Online

Zur Startseite