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Solarzellen sind ein wichtiger Bestandteil der grünen Industrierevolution.

© ddp

Solarwirtschaft: Sonnige Internationale

Ein Solarmodul, das man in Griechenland aufstellt, schützt das Klima doppelt so gut wie eines in Brandenburg. Daher wird es Zeit für die nächste Stufe der grünen Industrierevolution: die internationale.

Die Sonne ist für alle da. Aber das Geschäft mit ihrer Energie haben die Deutschen erfunden. Haben nicht deutsche Ingenieure und Forscher erste bahnbrechende Erkenntnisse bei der Erforschung der Fotovoltaiktechnologie erzielt? Auf jeden Fall waren es deutsche Verbraucher, die über Aufschläge auf ihre Stromrechnung in elf Jahren mehr als 100 Milliarden Euro aufgebracht haben, um für Solarunternehmen in aller Welt einen Absatzmarkt zu schaffen. Es gehört zum guten Ton, auf „die Chinesen“ zu schimpfen, deren Unternehmen es in wenigen Jahren geschafft haben, den Weltmarkt mit ihren günstigen Solaranlagen zu erobern. Unser Geld, unser Klima, unsere Regeln: Diese Attitüde steht hinter der Argumentation vieler Politiker und Unternehmer. Sie ist populistisch und dumm.

Wir und die. Wenn es um die Energiewende und speziell die Solarbranche geht, prägen nationale Töne die Debatte. So auch vergangene Woche, als der amerikanische Solarkonzern First Solar ankündigte, seine beiden Werke in Frankfurt (Oder) zu schließen. Bis zu 1800 Jobs sind dort in Gefahr. Das nahmen ostdeutsche Ministerpräsidenten zum Anlass, ihren Widerstand gegen die jüngst vom Bundestag beschlossenen Kürzungen der Fördersätze für Sonnenstrom zu bekräftigen. „Es geht um unsere Arbeitsplätze, es geht um unsere Zukunftsbranche und dafür kämpfen wir“, sagte Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU).

Der Streit um die Solarförderung in Bildern

Derartige Äußerungen retten nicht einen Arbeitsplatz. Sie dienen nur dem Erhalt des Mythos von der grünen Industrierevolution, mit der dieses Land Vorbild sein will. Sowohl das seit dem Jahr 2000 geltende Erneuerbare-Energien-Gesetz wie auch die Beschlüsse zur Energiewende 2011 basieren auf der Annahme, dass man mit Industriepolitik das Klima retten kann und mit Klimarettung Jobs schafft. Das geht – aber nicht allein innerhalb Deutschlands Grenzen von 1990.

Ein Solarmodul, das man in Griechenland aufstellt, schützt das Klima doppelt so gut wie eines in Brandenburg. First Solar begründet seine Werksschließungen damit, dass es sich wegen der Subventionspolitik nicht mehr lohne, seine hier produzierten Module auch in den märkischen Sand zu setzen. Damit ist klar: Diese Firma glaubt weder an Klimaschutz noch an die Innovationskraft seiner Mitarbeiter, nur an Beihilfen. Gut, dass sie geht. Es wird Zeit für die nächste Stufe der grünen Industrierevolution: die internationale. Schluss mit dem Glauben, die Welt könne nur grün genesen, wenn Anlagen zur sauberen Energieerzeugung möglichst in Deutschland aufgestellt werden! Solarunternehmer aller Länder vereinigt Euch!

So wie die einst insolvente Berliner Firma Solon, die nun aus den arabischen Emiraten gesteuert wird. Und vorerst überlebt. So, wie Tausende namenlose Mittelständler, die schon heute Chinas Solaranlagen- und Windradbauern Komponenten liefern. Anstatt Verbrauchern mehr Geld über die Umlage aus der Tasche zu ziehen, sollten Standortpolitiker lieber Investoren den Teppich ausrollen: Gleich morgen, auf der Hannover-Messe, wo 120 chinesische Firmen aus der Energiebranche ihre Stände aufbauen, um deutschen Partnern die Hand zu reichen. Und sie sollten sich für gemeinsame europäische, dann globale Förderpolitik stark machen, die grüne Stromerzeugung dort belohnt, wo sie Sinn ergibt.

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