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Meinung: Spaltpilze

Mit Wucht hat die russisch-ukrainische Gaskrise den Deutschen ins Bewusstsein geführt, wie abhängig sie in der Energieversorgung sind. Umfragen belegen, dass die Skepsis gegenüber der Kernenergie aufweicht.

Mit Wucht hat die russisch-ukrainische Gaskrise den Deutschen ins Bewusstsein geführt, wie abhängig sie in der Energieversorgung sind. Umfragen belegen, dass die Skepsis gegenüber der Kernenergie aufweicht. Wer als Atomkraftfreund diesen taktischen Vorteil verspielen will, muss sich genau so verhalten wie Roland Koch und Günther Oettinger. Der hessische Ministerpräsident forderte am Wochenende nicht nur längere Laufzeiten, sondern auch die Option zum Bau neuer AKWs. Oettinger legte trotz des Machtworts der Kanzlerin nach. Die ist eine viel zu gewiefte Taktiererin, als dass sie glauben könnte, die Lautsprecher bewegten irgendetwas in ihrem Sinne. Auch die Naturwissenschaftlerin Angela Merkel will die Atomkraft länger nutzen als die SPD. Nur weiß sie besser als die Provokateure, wie man dieses Ziel erreicht. Schon nach dem ersten Aufflammen der Atomdebatte hatte sie klargestellt, dass der Koalitionsvertrag gilt. Niemand bewegt sich aus seinem Graben heraus, wenn er angegriffen wird. Dann gräbt er sich höchstens noch tiefer ein. Wenn die SPD das Gefühl gewinnt, dass sie sich auf die Kanzlerin verlassen kann, wird sie sich ohne Angst vor Gesichts- und Identitätsverlust in Ruhe Argumente anhören. Das heißt nicht, dass die SPD neu entscheidet, es ist aber die Voraussetzung dafür. Falls Koch und Oettinger diese Offenheit verhindern wollen, müssen sie sich nur vor dem Energiegipfel im März wieder melden – möglichst laut und möglichst heftig. hmt

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