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Einer wird gewinnen – und Peer Steinbrück würde vielleicht gern. Das hat er, zum Missfallen der SPD-Führung, gerade klargemacht.

© dpa

SPD-Kanzlerkandidat: Ein Steinbrück kommt ins Rollen

Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat? Die Sozialdemokraten müssen dafür erst einmal selbst davon überzeugt sein, dass es überhaupt eine Machtperspektive für sie gibt.

Es war natürlich taktisch verheerend, dass Peer Steinbrück sich selbst mit der Kanzlerkandidatur in Verbindung gebracht hat. Oder es so weit hat kommen lassen, dass er nun so früh öffentlich damit in Verbindung gebracht werden kann. Damit hat er seinen Gegnern in die Hände gespielt.

Andrea Nahles, die Generalsekretärin, widersprach schon entsprechend schnippisch: von wegen „Selbstausrufung“! Auf diese Weise wollte sie sicher ansprechen, was Steinbrück als Vorwurf vor allem der Linken immer begleitet hat, nämlich arrogant, besserwisserisch, überheblich, selbstherrlich, hochfahrend, überhaupt alles Mögliche zu sein. Bisher sagten das vor allem Grüne, nun werden auch Nahles und Co. so reden, um nur ja zu verhindern, dass dieser Steinbrück – der andererseits eine ehrliche Haut ist, außerdem gekonnt ironisch und brillant sarkastisch – wirklich Kanzlerkandidat wird.

Die Deutschen, die mehrheitlich nicht in der SPD sind, würden aber mit Mehrheit ihn, den Ex-Finanzminister und Meister der Finanzkrise, wählen. Er klingt nicht bloß so, er ist auch ein bisschen wie Helmut Schmidt. Steinbrück bekäme bei einer Direktwahl mehr Stimmen als Amtsverweserin Angela Merkel, die er neulich im Bundestag bei seiner Antwort auf ihre Regierungserklärung zum Euro auseinander genommen hat, dass es für die im Parlament sitzenden Genossen eine Wonne war. Das immerhin.

Ja, die SPD. Sie hat es noch immer geschafft, ihren Kanzlerkandidaten zu schaffen zu machen (von ihren Kanzlern zu schweigen). Im Herzen ist die SPD gerne in der Opposition, und darum lag Franz Müntefering mit seinem Satz „Opposition ist Mist“ richtig und falsch zugleich. Was das Herz betrifft. Der Verstand müsste der Partei sagen: Wir nehmen den, der uns im Volk eine Mehrheit für das verschafft, was wir durchsetzen wollen, zumindest möglichst viele Stimmen, damit wir möglichst viel durchsetzen können. Aber so weit ist es noch nicht.

Die Sozialdemokraten müssen dafür erst einmal selbst davon überzeugt sein, oder von ihrem Parteichef davon überzeugt werden, dass es eine Machtperspektive für sie gibt. Und der Parteichef, Sigmar Gabriel, muss sich davon überzeugt haben, dass er selbst weniger Perspektive hätte. Zu alledem: Die Themen müssen stimmen. Die vom Gabriel-Vize Olaf Scholz genannten – Solidität, Glaubwürdigkeit, Wirtschaftskompetenz – sprechen schon alle für Steinbrück (auch für Scholz, aber der kommt in jedem Fall erst später dran). Doch muss Steinbrück vorher noch von der Agenda 2010 weitgehend entkoppelt werden, weil sie die SPD noch immer schmerzt.

Wie das gehen soll? Gerhard Schröder, ja, genau der, sagt schon länger, dass die Zeit buchstäblich über seine Agenda hinweg gegangen sei und neue Antworten erfordere. Das sagt er dann mal ordentlich laut auf einem Parteitag, und die Delegierten werden es nur zu gerne hören. Dann kommt noch Helmut Schmidt und lobt seinen Steinbrück, Frank-Walter Steinmeier erklärt, warum er verzichtet – und dann … widerspricht Nahles.

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