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Meinung: Spiel des Anstoßes

„Wer Ego-Shooter verbietet, verbietet Erwachsensein“ vom 28. April Die Verteidigungsrede zur Prämierung des Ego-Shooters „Crysis 2“ hat wieder einmal die Schieflage der öffentlichen Debatte um gewalthaltige Medien gezeigt.

„Wer Ego-Shooter verbietet, verbietet Erwachsensein“ vom 28. April

Die Verteidigungsrede zur Prämierung des Ego-Shooters „Crysis 2“ hat wieder einmal die Schieflage der öffentlichen Debatte um gewalthaltige Medien gezeigt.

Zwar ist dem Kolumnisten zuzustimmen, dass die Aufregung über die Auszeichnung des Spiels angesichts der Gewaltdarstellungen in den zahllosen Krimis beinahe aller Fernsehkanäle etwas Verlogenes an sich hat, doch ergibt sich daraus keineswegs der Umkehrschluss, dass an gewalthaltigen Computerspielen, wie an medialen Gewaltdarstellungen überhaupt, nichts Bedenkliches zu finden sei.

Eine breite Forschungsliteratur belegt, dass die gewohnheitsmäßige Nutzung von Gewaltmedien bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aggressive Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen verstärken und die Fähigkeit zum Mitleid mit Opfern realer Gewalt verringern kann. Dass Medienkonsum sich auf das Verhalten im realen Leben auswirkt, wird zum Beispiel in Bezug auf die Auswirkung von Fernsehwerbung auf das Kaufverhalten fraglos akzeptiert und spiegelt sich in immensen Investitionen in die Produktwerbung wider. Mediale Gewaltdarstellungen funktionieren nach den gleichen Prinzipien.

Prof. Dr. Barbara Krahé,

Berlin-Zehlendorf

Herr Huber argumentiert sehr geschickt am eigentlichen Stein des Anstoßes vorbei, wenn er nur davon redet, dass dieses Spiel ja sowieso nur für Erwachsene sei.

Der eigentliche Vorwurf der Kritiker zielt darauf ab, warum man mit Steuergeldern ein kommerzielles Spiel beschenken soll, welches nicht einmal einen pädagogischen Ansatz hat, worauf die Förderung/Bepreisung eigentlich abzielen sollte, im Grundgedanken der Einrichtung. Dann landen wir bald dort, wo die Oscar-Verleihung heute schon ist: Es wird nicht mehr der beste (im Sinne von wertvoll) Film/das beste Spiel, sondern das kommerziell erfolgreichste Produkt ausgezeichnet. Kann man natürlich alles so machen, aber bitte nicht mit Steuergeldern.

Amos Borngesser, Berlin-Tegel

Joachim Huber schreibt: „Deutschland ist auch deshalb ein so wunderbares Land, weil das Fühlen immer mehr das Denken ablöst. Das ist zutiefst egalitär und demokratisch, weil jeder fühlen, doch nicht jeder denken kann.“

Die USA und Ägypten als unsere demokratischen Vorbilder? Kann ja wohl nicht ernst gemeint sein. Und dass mit meinen Steuergeldern ein Preis für ein Ego-Shooter-Spiel finanziert wird, stinkt zum Himmel.

Peter Festel, Berlin-Kreuzberg

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