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Spielplatzwerbung: Gefährliche Rutsche

Schadet es Kindern, wenn auf Spielplätzen Werbung gemacht wird? Wahrscheinlich nicht. Trotzdem wäre ein solcher Schritt falsch - gegen ein Sponsoring durch Unternehmen ist dagegen nichts einzuwenden.

Schadet es Kindern, wenn auf Spielplätzen Werbung gemacht wird? Wahrscheinlich nicht. Wenn mit den Einnahmen aus Werbung die Spielgeräte besser, die Sandkisten sauberer und die Grünflächen grüner werden, profitieren doch beide Seiten, oder?

Ganz so ist es nicht. Denn hier geht es nicht um ein zusätzliches Angebot an privaten Spielplätzen, sondern es geht um die bestehenden öffentlichen Spielplätze, die offenbar nur mit privatem Geld erhalten werden können. Im Kern: Weil es den Bezirken nicht mehr möglich zu sein scheint, die eigene Aufgabe korrekt zu erfüllen, suchen sie kreative Auswege. Natürlich kann man an dieser Stelle mit allem Recht noch ein „Das macht doch nichts“ hinzufügen. Warum sollte auf Spielplätzen nicht geworben werden dürfen, wenn auf dem Heimweg vom Spielen Werbung allgegenwärtig ist?

Puristen argumentieren, dass der Staat seine Aufgaben schon selbst erfüllen muss. Spielplätze gehören wie Grünflächen und Parks, wie Sporthallen und Schwimmbäder dazu. Diese Leute haben recht.

Werbung auf Spielplätzen sollte man jedoch nicht nur deshalb zurückhaltend beurteilen. Sondern auch, weil man sich die Entscheidungsprozesse gar nicht ausmalen will, die nötig werden, wenn es um angemessene Werbung geht. Niemand will die beispielsweise für Alkohol oder Tabak auf Spielplätzen. Aber wer entscheidet, was geht und was nicht? Sollte eine Bezirksverordnetenversammlung Werbung für Biojoghurts erlauben, die für Fruchtzwerge aber verbieten dürfen? Apfelsaftschorle ja, Powerdrinks nein? Reiswaffeln gerne, Schokoladenkekse niemals? Das sind Präferenzen, die man nicht politisch treffen darf, sondern die man den Eltern überlassen muss. Wenn aber eine generelle Öffnung für legale Werbung nicht opportun ist, dann sollte man es lieber ganz lassen.

Anders sieht es mit Sponsoring für zusätzliche Investitionen aus. Wenn ein Unternehmen oder eine Privatperson eine Patenschaft für einen Spielplatz, einen Schulhof, einen öffentlichen Park oder ein Denkmal übernehmen wollen, ist das gut. Hier aber steht nicht Werbung im Vordergrund, sondern Hilfe. Der Unterstützer selbst stellt sich hinter die gute Sache, nicht davor. Wer diesen Weg geht, soll in seinen Firmenbroschüren, auf Homepages und in Zeitungsanzeigen unbedingt damit prahlen dürfen, dass er etwas für die Allgemeinheit tut. Doch die Bestimmung dieser Orte muss im Vordergrund stehen bleiben. Dann ist es auch kein Problem, wenn sich Unternehmen engagieren, deren Produkte fürs Kindeswohl problematisch sind.

Und: Privates Engagement kann es nur zusätzlich geben. Wer den Staat aus seinen Aufgaben entlässt, wird schnell feststellen, dass diese Aufgaben flugs aus dem öffentlichen Pflichtenheft verschwinden. Das wäre ja prima, wenn gleichzeitig Steuern und Abgaben sänken. Das tun sie aber nicht – weshalb die Bezirke vorerst für ihre Spielplätze gefälligst selber sorgen sollen.

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