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Tagesspiegel-Kolumnist Helmut Schümann.

© Karikatur: Tagesspiegel

Sportlerhygiene: Wenn Phelps mal muss

Die Annahme, Schwimmer seien hygienisch-tadelfreie Menschen, ist falsch – selbst Olympia-Rekordhalter Michael Phelps hat gestanden, nicht der Sauberste zu sein. Unser Kolumnist Helmut Schümann hat eine Erklärung, warum Phelps so schnell ist.

Hygiene ist wahrscheinlich eine sehr subjektive Angelegenheit. Sauber ist, das wusste sehr früh schon die einschlägige Werbung, nicht gleich rein. Und Katzen, die als besonders reinlich bekannt sind, wo sie doch anders als der Hund nicht Gassi gehen, sondern aufs Katzenklo, diese vorbildlichen Gefährten begnügen sich mit der Katzenwäsche. Immerhin hat sich die Menschheit inzwischen weitgehend dahingehend geeinigt, dass die Notdurft nicht auf die Straße, sondern in die Kanalisation gehört. Im Mittelalter war das noch anders, und in manchen Gebieten der Erde, zum Beispiel in Indien, ist es noch heute anders. Und Ausnahmen sind auch bei uns gesellschaftlich genehmigt, wenn der Druck groß ist, aber keine Toilette in der Nähe, wohl aber ein Baum. Von Schwimmern, insbesondere solchen, die gerade bei Olympia starten, durfte man annehmen, dass sie eine besonders reinliche Spezies sind, halten sie sich doch den größten Teil des Tages im Wasser auf. Und Wasser ist zum Waschen da. Die Annahme, Schwimmer, namentlich Olympia-Schwimmer, seien hygienisch tadelsfreie Menschen, ist falsch.

Muss er mal? Der Amerikaner Michael Phelps, der bislang größte, erfolgreichste und beste Schwimmer aller Zeiten, hat gestanden: Er pinkelt in den Pool.
Muss er mal? Der Amerikaner Michael Phelps, der bislang größte, erfolgreichste und beste Schwimmer aller Zeiten, hat gestanden: Er pinkelt in den Pool.

© dapd

Michael Phelps, der amerikanische Schwimmer, der der bislang größte und erfolgreichste und beste Schwimmer aller Zeiten ist, hat gerade ein umfassendes Geständnis abgelegt: Ja, er pinkele in den Pool.

Phelps behauptet auch, alle würden in den Pool urinieren, „wenn man zwei Stunden im Wasser ist, geht man nicht raus, um Pipi zu machen“. Jeder macht das? Der Mittfünfziger ist früher auch geschwommen, tagaus, tagein, Bahn für Bahn, hin und her, und wenn der Drang kam, war der kleine Gang zur Toilette eine kleine, erfreuliche Pause. Da hat sich offensichtlich etwas geändert.

Wir groß ist eigentlich so eine Trainingsgruppe? Die amerikanische Schwimm-Nationalmannschaft ist ziemlich groß, selbst wenn nur die Hälfte davon gleichzeitig im Pool ist, man möchte jetzt nicht mehr weiterdenken. Nicht mal, wenn nur ein Drittel zur gleichen Zeit im Wasser ist und das über zwei Stunden.

Michael Phelps war und ist der größte Schwimmer aller Zeiten. Er hat mehr Medaillen gewonnen als je ein anderer Mensch zuvor. Er war und ist auch mit Abstand der schnellste Schwimmer aller Zeiten. Man weiß jetzt, warum er stets so rasant durchs Becken pflügte, als seien die Krokodile hinter ihm her. Der Mann will raus aus dem Becken, der Mann weiß, in was er schwimmt.

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