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Meinung: Sprung vom Boden

Von Flora Wisdorff

Deutschland wird wieder das Schlusslicht Europas. Auch in diesem Jahr wird die größte Volkswirtschaft der EU das schwächste Wirtschaftswachstum aufweisen und damit die ganze Union nach unten ziehen. So prognostiziert es die Europäische Kommission – weshalb Deutschland auch erneut die DreiProzent-Hürde des Vertrags von Maastricht verfehlen werde. In diesem Jahr wird sich das Ruder nicht mehr herumreißen lassen.

Einmal am Boden, immer am Boden? Ein bisschen ist es in der Wirtschaft wie im Sport: Ist man auf der Verliererseite, ist es umso schwieriger, aus der Misere wieder herauszukommen – denn Misserfolge entwickeln schnell ihre Eigendynamik: Die hohe Arbeitslosigkeit macht den Verbrauchern Angst. Sie zögern, ihr Geld auszugeben. Dann fragen sich die Unternehmen, ob es sich noch lohnt, Geld ausgerechnet in Deutschland zu investieren. Alles zusammen sorgt dafür, dass aus dem Inland kaum Impulse für Wachstum kommen. Dazu lassen der hohe Ölpreis und der teure Euro den Export schrumpfen. An letzterem kann die Politik zwar nichts ändern. Aber sie kann – und muss – etwas tun, damit die Stimmung der Verbraucher und Unternehmen besser wird. Die Reform des Arbeitsmarktes und die geplante Senkung der Unternehmensteuern werden im kommenden Jahr Wirkung zeigen. Damit das aber auch positiv auf die Stimmung wirkt, müssen die Politiker der Versuchung widerstehen, jetzt lieber gar nichts mehr zu tun. Das Land braucht große Sprünge – auch wenn diese Regierung sie sich nicht mehr zutraut.

Seiten 1 und 15

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