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Meinung: Standortfaktor Qualm

Eine unerwartete Achse des Guten: In Amerika und Italien, Frankreich und Schweden, beispielsweise, ist das Rauchen in öffentlichen Räumen wie Restaurants längst verboten. Am Neujahrstag hat sich Spanien angeschlossen, ein weiteres Land, dessen Bewohner wir uns an sich nur schwer ohne Zigarette vorstellen können.

Eine unerwartete Achse des Guten: In Amerika und Italien, Frankreich und Schweden, beispielsweise, ist das Rauchen in öffentlichen Räumen wie Restaurants längst verboten. Am Neujahrstag hat sich Spanien angeschlossen, ein weiteres Land, dessen Bewohner wir uns an sich nur schwer ohne Zigarette vorstellen können. Und wie immer, wenn diese ebenso notwendige wie einfache Regel irgendwo in der Welt ohne viel Getue durchgesetzt wird, fragen sich gequälte deutsche Passivraucher: Warum nicht bei uns? Die Antwort ist einfach: Weil die chronisch klamme Kneipenlobby Angst hat und es immer wieder schafft, mit dieser Angst die politischen Entscheidungskanäle zu verstopfen. Das deutsche Syndrom, das uns Veränderungen grundsätzlich nur noch als Verschlechterungen denkbar erscheinen lässt, hat hier einen besonders typischen Ausdruck gefunden. Ein Rauchverbot könnte eingefleischte Raucher vertreiben, heißt es; dass unzählige Gäste schon jetzt durch die vielerorts unerträgliche Stinkluft aus Kneipen, Clubs und Restaurants vertrieben sind und durch ein Anti-Rauch-Gesetz sogar wiedergewonnen werden könnten, kommt unseren jammernden Lobbyisten nicht in den Sinn. Bis unsere Gesundheitspolitiker eines Tages von der EU zum Jagen getragen werden, hat Deutschland also immerhin einen gewichtigen Standortfaktor: als Traumziel für Kettenraucher, die selbst beim Essen und Trinken nicht von der Zigarette lassen können. Bummeln auf dem Ku’damm, shoppen am Potsdamer Platz, Lungenkrebsnachsorge in der Charité – ein echter Hit für Pauschalreisende. bm

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