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Stasiunterlagenbehörde: Nicht zu den Akten

Zwanzig Prozent mehr als im vorangegangenen Jahr, also 97 000 Menschen, genauer: Opfer, wollten 2006 wissen, wer sie zu DDR-Zeiten bespitzelt hat. Da soll ein Ende der Geschichte dekretiert werden?

Zwanzig Prozent mehr als im vorangegangenen Jahr, also 97 000 Menschen, genauer: Opfer, wollten 2006 wissen, wer sie zu DDR-Zeiten bespitzelt hat. Da soll ein Ende der Geschichte dekretiert werden? Ganz falsch wäre das. So schwierig es für manche Familie war, dass die Unterlagen der sogenannten Staatssicherheit geöffnet und durchgesehen wurden – Schweigen wäre nicht die bessere Alternative gewesen. So manche Familie ist gerade am Schweigen zerbrochen. Was Kulturstaatsminister Bernd Neumann bei der Stasiunterlagenbehörde vorhat, ist aber mit hinreichend dehnbaren Begriffen versehen. Mittelfristig, heißt es da, solle die Behörde, die seit 1992 beste Dienste tut, verkleinert und eingegliedert werden in die allgemeinen Archive. Mittelfristig heißt auch: Es besteht die Chance, in Ruhe über Umfang der Verkleinerung und genauen Zeitpunkt zu reden. Denn die Behörde, heute von Marianne Birthler geleitet, muss noch lange offen stehen, um die Vorgänge zu Zeiten des SED-Regimes ausforschen zu können. Für Wissenschaftler, Lehrer, Schüler, Journalisten. Nur vielleicht nicht ganz so lange, wie die DDR bestand. Aber alle Welt wird weiter beobachten, wie das neue Deutschland mit seiner Vergangenheit umgeht. Abwickeln lässt sie sich nicht. cas

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