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Meinung: „Statt nach hinten …

… sollten wir den Blick lieber auf den Weg nach vorne richten.“ Auf diesen Auftritt dürfte Thomas Middelhoff lange gewartet haben: Die außerordentliche Hauptversammlung von Karstadt-Quelle bot dem Aufsichtsratschef am Montag endlich wieder die Bühne, die Middelhoff aus glücklicheren Tagen gewohnt ist.

… sollten wir den Blick lieber auf den Weg nach vorne richten.“

Auf diesen Auftritt dürfte Thomas Middelhoff lange gewartet haben: Die außerordentliche Hauptversammlung von Karstadt-Quelle bot dem Aufsichtsratschef am Montag endlich wieder die Bühne, die Middelhoff aus glücklicheren Tagen gewohnt ist. Monatelang hatte er sich im Hintergrund gehalten und in Zusammenarbeit mit Karstadt-Chef Christoph Achenbach die dramatische Sanierung des größten europäischen Kaufhaus- und Versandhandelskonzerns begleitet, beschleunigt und exekutiert. Am Montag zeigte sich Middelhoff dort, wo er sich gerne sieht – in der Öffentlichkeit. Mit einem flammenden Appell an die Aktionäre meldete er sich zurück.

„Es geht für alle Beteiligten um alles“, hatte der smarte Manager Ende September dem „Spiegel“ mit Blick auf die Karstadt-Krise gesagt. Dabei wird Middelhoff auch an sich selbst gedacht haben. Denn: Seit dem Rauswurf beim Medienkonzern Bertelsmann im Juli 2002 hat der 51-Jährige keine wirklich großen Schlagzeilen mehr gemacht. Es steht auch für ihn persönlich viel auf dem Spiel. Insider sagen: Der ehrverletzende Streit mit Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn hat Wunden hinterlassen, die Middelhoff bis heute schmerzen.

Da kommt die Aufgabe als Aufseher von Karstadt gerade recht, um das Selbstbewusstsein zu stärken. Doch das Engagement beim Warenhauskonzern, das mit der Berufung durch Karstadt-Hauptaktionärin Madeleine Schickedanz in diesem Sommer begann, ist riskant. Gelingt die Sanierung, steht Middelhoff wieder glänzend da. Scheitert sie, wird sich der promovierte Betriebswirt weiter hinter den Kulissen der Deutschland AG aufhalten müssen. Dort kennt er sich aus: Seit Juni 2003 ist er Europachef der Beteiligungsgesellschaft Investcorp in London. Seine diskrete Aufgabe besteht darin, schneller als die Konkurrenz interessante Investitionsobjekte zu finden – in Deutschland und im übrigen Europa.

Ein internationaler Manager ist Middelhoff geblieben. Er pendelt zwischen London, Bielefeld (wo seine Frau und die fünf Kinder leben) und New York. Dort sitzt er im Beirat der „New York Times“. Zum Entspannen fliegt der Westfale gerne ins südfranzöische St. Tropez. Seine Vergangenheit holt Middelhoff dort in der Nachbarschaft ein: Bertelsmann-Gesellschafter Albert Frère wohnt nebenan.

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