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Mitt Romney, Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner.

© AFP

Steuererklärung veröffentlicht: Mitt Romney: Guter Geschäftsmann, schlechter Kandidat

US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney zahlt freiwillig zu viel Steuern. Ob ihm das im Wahlkampf nützt, ist fraglich. Denn die Wähler durchschauen den Trick.

Zum Wochenende hat der Republikaner Mitt Romney monatelangem Druck nachgegeben und seine Steuererklärung für 2011 veröffentlicht. Die erstaunlichste Erkenntnis: Er möchte eine halbe Million Dollar mehr Steuern zahlen als er müsste. Das umgekehrte Muster ist bekannt: Manche Menschen manipulieren ihre Erklärungen, um Steuern zu sparen. Warum aber verzichtet Romney darauf, die ganzen 4,02 Millionen Dollar, die er für gemeinnützige Zwecke gespendet hat, steuermindernd geltend zu machen?

Romneys Hauptproblem gegenüber US- Wählern ist weder sein Reichtum noch seine niedrige Steuerrate, sondern seine Glaubwürdigkeit. Er hat versichert, dass er in jedem der vergangenen zehn Jahre mindestens 13 Prozent Steuern zahle. Würde er alle legalen Abschreibungsmöglichkeiten nutzen, käme er 2011 jedoch nur auf einen Steuersatz von 10,5 Prozent. Also hat er seine Steuerberater angewiesen, die Zahlen zu seinen Ungunsten zu frisieren und Abschreibungen auszulassen. Auf dem Papier hat er 13,69 Millionen Dollar verdient und 1,9 Millionen Dollar Steuern gezahlt. Als effektiver Steuersatz wird 14,1 Prozent angegeben; das sieht noch besser aus als eine 13 vorne. Die Wähler durchschauen den Trick.

Die begehrteste Steuererklärung der USA: Mitt Romney hat nach langem Zerren seine Finanzen vollständig offen gelegt und siehe da: Er zahlt zuviel.
Die begehrteste Steuererklärung der USA: Mitt Romney hat nach langem Zerren seine Finanzen vollständig offen gelegt und siehe da: Er zahlt zuviel.

© dpa

In Deutschland würde wohl schon dieses Zahlenverhältnis als Skandal gelten: ein Multimillionär, der nur 14 Prozent Steuern zahlt. Nicht in den USA. Dort misstraut man dem Staat und hält ihn für unfähig, vernünftig mit Geld umzugehen. Das Argument, Romney habe rund 40 Prozent seines Einkommens an die Gesellschaft zurückgegeben – vier Millionen Dollar Spenden plus 1,9 Millionen Dollar Steuern – und damit seine moralische Pflicht erfüllt, klingt für die Mehrheit eingängig.

Doch was bei der Analyse der 379 Seiten dicken Steuererklärung zusätzlich an den Tag kommt, irritiert viele Wähler – und steht zum Teil in Konflikt mit Romneys politischen Positionen. Er wettert gegen China und dessen für US-Interessen schädliche Wirtschaftsmethoden, investiert aber hohe Summen bei chinesischen Banken und Ölkonzernen. Er stellt sich im Wahlkampf als Patriot vor, unterhielt aber jahrelang ausländische Konten und beteiligte sich an Fonds, die auf ausländische Währungen gegen den Dollar setzen.

Der Manager Romney hat sich wie ein guter Geschäftsmann verhalten. Das kommt nun dem Präsidentschaftskandidaten Romney in die Quere. Und deshalb will der nun freiwillig zu viel Steuern abführen? Genüsslich zitieren US-Medien ein Romney-Interview vom Juli: Wenn er nur einen Dollar mehr Steuern zahle, als er müsse, „dann wäre ich, glaube ich, nicht geeignet, Präsident zu werden“.

Der US-Wahlkampf in Bildern:

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